Nebenbäche der Nette Wie der Mühlenbach länger wurde

Viersen · Der Zufluss der Nette entspringt in Boerholz und verbindet als nasses Band Schaag und Breyell. Im Unterlauf steht eine letzte Renaturierung an. Abschnittweise hat man ihn bereits vorher in eine natürliche Umgebung eingebettet.

 Die Nettetaler haben den kleinen Mühlenbach früher ganz schön gepiesackt. Er war Abfluss für häusliche und gewerbliche Abfälle - die prompt in der Nette und den Seen landeten. Der Bach hat heute wieder natürliche Zonen.

Die Nettetaler haben den kleinen Mühlenbach früher ganz schön gepiesackt. Er war Abfluss für häusliche und gewerbliche Abfälle - die prompt in der Nette und den Seen landeten. Der Bach hat heute wieder natürliche Zonen.

Foto: Burghardt

Die Kettensägen rücken an: "Einige Pappeln und andere Gehölze müssen gefällt werden", erläutert Heike Meinert vom Grünflächenamt der Stadt Nettetal. Betroffen davon ist das Waldstück zwischen dem Quellensee in Breyell und dem Ferkensbruch in Lobberich. Diesen Wald durchfließt ein Gewässer, das länger schon unruhige Zeiten mitmacht, geprägt von Einleitungen in Rohre bis zu Umbettungen - der Mühlenbach.

Wie ein nasses Band verbindet der Bach von Boerholz her kommend die Stadtteile Schaag und Breyell. Er schlängelt sich anfangs noch munter durch Schaag, wie es sich für ein natürliches Gewässer gehört, zwischen Brachter Straße und Mühlenbachweg mit einem Hauch von unberührter Natur. "Das ist eine richtig schöne grüne Ecke hier", staunt Reimund Nothen aus Kaldenkirchen, der auf einer Radtour durch Nettetal auf dieses idyllische Fleckchen stößt.

Breit ist er hier nicht, der Bach, auch nicht tief, dafür klar und wiesenumsäumt. Auf einer Holzbrücke übers Wasser stolzieren zwei Bachstelzen, wippen unentwegt mit den langen Schwänzen. Aus Richtung Riether Straße ist das Wiehern von Pferden zu hören. Lieblich ländlich ist's ringsum des Mühlenbachs.

Doch hinterm Ortskern ist es vorbei mit der Natürlichkeit. Begradigt, kanalisiert und schnurgerade muss der Bach fließen. Ein Knick, eine Kurve noch in Höhe Speck, dann ab Richtung Breyell. Zwischen Berg und Fongern wieder Wiesen: Die Mühlenbachaue wird gern von Hundehaltern besucht - die für die Hinterlassenschaft ihrer Tiere hoffentlich den extra aufgestellten Kotbeutelspender benutzen.

Und dann geht's in den Untergrund, der Mühlenbach durchfließt Breyell unterirdisch, erst kurz hinter der Autobahn lässt er sich wieder blicken. Um gleich hinterm Onnert eine neue Überraschung zu erleben: Umgebettet wurde der Bach im Frühjahr, wo er bislang schnurgerade nahe dem Quellensee floss, darf er sich durchs neue, kurvenreiche Bett schlängeln. Renaturierung heißt das Gebot, das Netteverband und Niersverband hier umsetzten. Gleichsam als Wiedergutmachung für die Zwangskanalisation des Baches als Maßnahme der Europäischen Wasserrahmenrichtlinien.

Der Mühlenbach ist "etwas mehr als 100 Meter länger" geworden durch das neue Bett, schätzt Volker Dietl vom Netteverband. Die Maßnahme tut der Wasserqualität gut - und damit den Lebewesen darin. Zu Weißfischen könnten sich langfristig anspruchsvollere Fische wie Aal oder Barsch gesellen. Zumal der Mühlenbach im Unterlauf laut Dietl "im nächsten Jahr" weiter renaturiert werden soll.

Eine solche Maßnahme hat der Bach an seinem Ende, kurz vor der Mündung in die Nette, schon seit rund zwei Jahren hinter sich: Im Wald am Ferkensbruch plätschert er nicht mehr gerade, sondern in Schlingen, von Bäumen beschattet gedeihen Pflanzen im Wasser und am Ufer. "Das sieht gut aus, die Maßnahme hat sich gelohnt", lobt Förster Thomas Gieselmann. Er begutachtet den Wald, in dem Bäume gefällt werden. Stehenbleiben sollen Gehölze, die gut zu einem Waldbach passen, denn genau solch ein Gewässer ist der Mühlenbach im Oberlauf. Und darum rücken laut Meinert "noch in diesem Monat" die Kettensägen an.

(jobu)
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