Nettetal Wie brisant ist der Fliegerhorst wirklich?

Nettetal · Der Kreis Viersen will das Gelände des einstigen Truppenübungsplatzes im Norden von Leuth unter Naturschutz stellen. Aus Kriegszeiten könnten jedoch enorme Mengen an explosiven Hinterlassenschaften im Boden schlummern.

 Mehrere Dutzend solcher Ruinen stehen in der Venloer Heide. Es handelt sich um Überreste von Flugzeug-Hallen sowie anderen Gebäuden der Luftwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie sollen auch gesichert werden.

Mehrere Dutzend solcher Ruinen stehen in der Venloer Heide. Es handelt sich um Überreste von Flugzeug-Hallen sowie anderen Gebäuden der Luftwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie sollen auch gesichert werden.

Foto: Busch

Bis zum Jahresende möchte der Kreis Viersen jenen Teil der Venloer Heide in Leuth unter Naturschutz stellen, der bis vor wenigen Jahren noch als Truppenübungsplatz diente. Die Bedenken der Stadt Nettetal teilt der Kreis nicht. Altlastensanierung, Denkmalschutz und touristische Interessen, an denen die Stadt interessiert ist, ließen sich auch in einem Naturschutzgebiet umsetzen. Es gebe Sonderrechte für die Prüfung und Umsetzung solcher Interessen.

Das mit dem Naturschutz verbundene unbedingte Verbot, Wege zu verlassen, wäre vermutlich sogar klüger, als weitere Untersuchungen abzuwarten. Das Gelände wurde in den Jahren 1943 und 1944 massiv aus der Luft angegriffen. Die Luftangriffe zeigten Wirkung: Im September 1944 gab die Luftwaffe auf und sprengte die Anlagen. Ruinen stehen bis heute überall herum. Als auf der Venloer Seite Ende der 1980er-Jahre die Klagenfurtlaan als Ortsumgehung durch die Groote Heide gebaut wurde, ließen die Behörden einen 50 Meter breiten und vier Kilometer langen Streifen auf Kampfmittel im Boden untersuchen. Bis zum 1. Januar 1990 wurden 311 289 Bomben, Granaten, Munition und andere Explosivstoffe gefunden, wie der Kampfmittelräumdienst Culemborg berichtete. Blindgänger mussten an Ort und Stelle gesprengt werden, weil der Transport zu gefährlich erschien.

Der Kreis hat sein Vorhaben, ein Wegenetz zu entwickeln, auf dem sich Besucher des künftigen Naturschutzgebiet bewegen können, zunächst einmal aufgegeben, berichtete die Leiterin des Planungsamtes im Kreishaus, Christa Eicher. Neben der Stadt Nettetal hegen die Bundesimmobilienverwaltung und das Amt für Bodenschutz Bedenken. Den Verantwortlichen ist klar, dass angesichts der Größe es einstigen Südlagers des Fliegerhorstes auf Leuther Gebiet eine vollständige Untersuchung und Räumung kaum denkbar ist.

Nicht folgen will der Kreis dem Wunsch der Bundesforstverwaltung, zwischen März und August Einschläge im Wald vornehmen zu dürfen, um Jungwuchs zu pflegen. "Das ist die Brut- und Aufwuchszeit, so etwas lassen wir auch in anderen Naturschutzgebieten auch nicht zu", erklärte Reinhard Bräutigam. In besonderen Ausnahmefällen sei die Landschaftsbehörde aber bereit zu verhandeln.

Unterschiedliche Meinungen gibt es im Detail zur Entwicklung der Wald- und Heideflächen. Der Kreis will, wie von der EU für Vogelschutzgebiete gefordert, natürliche Waldgesellschaften fördern und die Heide wieder hervorholen, die von Bäumen und Sträuchern überwuchert wird. Forstvertreter sind etwas liberaler in ihrer Auffassung.

Die Bitte der Biologischen Station, das Naturschutzgebiet über den Truppenübungsplatz hinaus vor allem nach Südwesten zu erweitern, lehnt der Kreis ab. Es seien dann zu viele private Waldbesitzer im Spiel, und die Grenzen des ehemaligen Militärgeländes seien die Vorgabe übergeordneter Behörden gewesen.

FRAGE DES TAGES

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort