Wirtschaftsgespräch in Haus Bey Was TV-Wetterexperte Karsten Schwanke gegen die zunehmende Hitze empfiehlt

Nettetal · ARD-Wettermoderator und Meteorologe Karsten Schwanke sprach in Haus Bey über die Klimakrise. Er beschrieb nicht nur die zunehmende Erwärmung, sondern präsentierte auch Lösungen - etwa mehr Grün.

Meteorologe Karsten Schwanke (Mitte) mit v.l. Christian Küsters, Norbert Müeller,  Hans Willi Pergens (2.v.) und Norbert Dieling (r).

Meteorologe Karsten Schwanke (Mitte) mit v.l. Christian Küsters, Norbert Müeller,  Hans Willi Pergens (2.v.) und Norbert Dieling (r).

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

  „In diesem Jahr ist die Nette in Richtung Wachtendonk trocken gefallen, man konnte sogar durch das Flussbett laufen. Dass Extreme zunehmen müssen wir auch hier feststellen“, so begrüßte Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) die knapp 150 Gäste beim Nettetaler Wirtschaftsgespräch.

Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie gab es wieder eine Veranstaltung. Zu Gast in Haus Bey war der ARD-Wettermoderator und Meteorologe Karsten Schwanke, als Überschrift seines Referats hatte er gewählt: „Das 21. Jahrhundert – eine Welt voller Herausforderungen und Chancen“.

Dabei wollte er nicht nur Katastrophen  skizzieren, sondern anhand der Tatsachen auch nach Lösungen suchen. „Wir müssen uns von den statistischen Mittelwerten trennen und uns nicht immer daran festklammern. Der Eiertanz um die 1,5 Grad bringt uns nicht weiter“, erklärte Schwanke. „Vielmehr stellt sich die Frage, warum es so langsam mit dem Gedanken Klimaschutz vorwärts geht.“

Wetter und Klima sind dabei für ihn nicht zu trennen. Über die vergangenen 12.000 Jahre bis heute gab es einen natürlichen Klimawandel, der bei 2,7 Grad lag; das aktuelle Problem ist das Tempo der Veränderung, stellte der Meteorologe dar. Damit  komme die Natur nicht klar. Gerade in Europa finde derzeit eine noch nie dagewesene Erwärmung statt. Wetterzirkulationen stünden dabei still.

„Wir haben seinerzeit noch im Studium gelernt, dass eine stabile Wetterlage sechs Wochen dauert“, sagte Schwanke. Im Jahr 2018 präsentierte sich die Wetterlage mit Hochtemperaturen über einen Zeitraum von sechs Monaten. Einige Beispiele für drastische Veränderungen: 1983 übersprang die 40-Grad-Marke erstmalig den 50sten Breitengrad: 40,2 Grad wurden gemessen. 2003 war es die gleiche Temperatur. Im Jahr 2015 lag die Zahl bei 40,3 Grad und vier Jahre später bereits bei 41,8 Grad. Nicht nur die Abstände verkleinerten sich, auch die Anzahl der Hitzetage steige.

„Es gibt aber Lösungen“, machte Schwanke aber auch Mut. Seine Beispiele: Flüsse und Wälder kühlen, sie dämpfen die Temperaturen ab. Am Beispiel von Köln zeigte der Fachmann, dass die nächtlichen Temperaturunterschiede im Sommer bei zehn Grad in den innerstädtischen Parkanlagen liegen. Das heißt, dort ist es zehn Grad kühler als in bebauten Gebieten, wo keine Bepflanzungen vorhanden sind. „Bäume schützen und mehr Grün in die Städte bringen“, lautet daher die Devise von Schwanke. Ebenfalls ist es enorm wichtig, Wasserspeicher anzulegen, um über die Dürren der Sommer zu kommen. „Es wird weltweit mehr regnen, aber der Regen wird im Winter fallen und nicht im Sommer“, stellt der Meteorologe klar. Extreme werden immer extremer werden. Deshalb müsse gehandelt werden.

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