Nettetal Werner-Jaeger-Halle in Lobberich muss saniert werden

Nettetal · Die Werner-Jaeger-Halle in Lobberich muss nach 38 Jahren dringend saniert werden. Die Technik und die energetische Ausstattung entsprechen heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Bestuhlung stammt noch von 1974.

 Unverfälschtes 70er-Jahre-Design bietet die Werner-Jaeger-Halle in Lobberich. Sie wird vielfältig genutzt und dient dem Gymnasium als Aula, der Stadt als Kulturtempel mit Bühnen- und Ausstellungsprogramm. Nun ist es dringend Zeit für eine umfassende Renovierung.

Unverfälschtes 70er-Jahre-Design bietet die Werner-Jaeger-Halle in Lobberich. Sie wird vielfältig genutzt und dient dem Gymnasium als Aula, der Stadt als Kulturtempel mit Bühnen- und Ausstellungsprogramm. Nun ist es dringend Zeit für eine umfassende Renovierung.

Foto: Busch

Frau Holle sang, in gelbes Licht getaucht, ihr wunderschönes Lied, das die Kinder in seinen Bann zog. Unruhe im Zuschauerraum kam auf, als die Textpassage erklang "die Sonne scheint". Dann folgte aus vielen Kinderkehlen geradezu empörter Widerspruch: "Nein, es regnet!" Das ist zwar schon nahezu 15 Jahre her, hat sich aber bei den Beteiligten eingebrannt: Von der Bühne der Werner-Jaeger-Halle floss in Sturzbächen Wasser. Das "Kleine Haus mit großen Gästen" hatte schon damals Macken.

1974 wurde der seinerzeit sehr ungewöhnliche Bau nach Entwürfen des Nettetaler Architekten Kilders am Werner-Jaeger-Gymnasium errichtet. Er dient der Schule als Aula und der Stadt als Kulturtempel mit Bühnen- und Ausstellungsprogramm. Wer unverfälschtes 1970er-Jahre-Design bewundern will, dem sei der Besuch des Theaters empfohlen. Fürs Gesäß kann das hart sein. Denn die Bestuhlung ist, wie andere Teile, im Original erhalten.

Nun ist das aber nicht die Absicht eines Kulturprogramms. Und die Gäste von Schauspiel, Komödie und Kabarett wollen nicht in die Sitzgewohnheiten vor 40 Jahren eingeführt werden. Besonders spürbar ist das für die Besuchersitzflächen auf den gepolsterten Klappstühlen des Balkons. Wer hier einmal saß, weiß, dass Federn durchaus kneifen, zumindest aber auf Dauer unangenehm drücken können. Und das mit dem Klappen klappt auch nicht mehr immer. Die Mechanik ist in die Jahre gekommen und versagt zunehmend die Dienste. Ersatzteile sind erschöpft, man müsste wahrscheinlich Stuhlmuseen aufsuchen, um das eine oder andere Sitzgerät noch in Ordnung zu bringen.

Die Stuhlreihen des Theaters lassen erahnen, wie es um die Technik im Haus bestellt ist — nicht gut. Zwar wurde vor einiger Zeit die Heizung von der Schule nebenan abgekoppelt. Aber versagt sie ihre Dienste, kühlt der Bau ohne rechte Winkel fast blitzartig aus. Das Dach ist ungedämmt, dafür gibt es eine sehr eigenwillige Form der Dachentwässerung: Sie führt ins Innere des Gebäudes, weil Kilders außen keine Fallrohre anbringen ließ. Die bestes Innentechnik leidet auf Dauer, und so steht die Frau Holle in einer Märchenaufführung plötzlich nicht im Licht der Sonne, sondern in einer immer größer werdenden Pfütze

Die Bühne hat im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls gelitten — wer hier barfuß auftreten will, sollte sich vorher lederne Fußsohlen antrainiert haben. Es ist vieles nicht mehr auf der Höhe der Zeit, auch wenn die Stadt zwischendurch mal die eine oder andere Reparatur hat machen lassen. Sogar ein behindertengerechtes WC wurde geschaffen, es befindet sich allerdings hinter den Kulissen, und die Urinale im Keller spülen alle gleichzeitig, auch wenn nur ein Becken zuvor benutzt wurde.

Die Stadt wird Geld in die Hand nehmen (müssen), um die Halle zu sanieren. Der Bau muss technisch modernisiert und angepasst werden — barrierefrei ist er keineswegs —, kosmetische Anstriche reichen nicht mehr. Darum wird er nach der Spielzeit 2013/14 aus dem Programm genommen. Fürs Theater und Kabarett wird eine geeignete Spielstätte noch gesucht.

FRAGE DES TAGES

(RP/rl)
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