Nettetal Wenn Nettetal älter wird

Nettetal · Die CDU-Fraktion will einen Demographie-Katalog erarbeiten lassen. Sie will wissen, wie die Stadt in 15 Jahren aussehen wird. SPD und Grüne ärgern sich, dass der Armutsbericht nicht vorgelegt werden soll.

Drohen in Nettetal bald leere Schulen, mäßig belegte Sportplätze und Turnhallen, aufgelassene Gebäuden und Fabrikhallen? Muss die Stadt ihre ehrgeizigen Ziele aufgeben, in Breyell neue Wohngebiete und in Kaldenkirchen einen Gewerbepark zu schaffen? Wie muss die Infrastruktur der Zukunft beschaffen sein? Die CDU will Änderungen in der Gesellschaft aktiv begleiten. Sie will einen Demographie-Katalog aufstellen lassen.

Planung Makulatur

Erst vor wenigen Jahren hat die Stadt ihren Flächennutzungsplan neu aufgelegt. Sie wollte damit ihrer Zukunft einen planerischen Rahmen geben. Womöglich ist ein großer Teil dieser Planung schon bald Makulatur. Denn die Menschen werden älter, die Zahl der Neugeborenen nimmt kontinuierlich ab, und auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich. „Wir möchten prüfen, ob unsere Leitsätze für die Flächennutzungsplanung noch gültig sind“, begründete Günter Werner den Antrag der CDU-Fraktion, einen „Demographiekatalog“ zu erarbeiten.

Unversehens wurde dieser Antrag zum parteipolitischen Zankapfel im Hauptausschuss. Die SPD hat noch nicht verwunden, dass der Sozialausschuss keinen Armutsbericht aufstellen lassen will. Sozialdezernent Armin Schönfelder bereitet alternativ eine Sozialkonferenz vor. In ihr sollen alle lokalen Akteure zusammenkommen und handfest arbeiten. Schönfelder lehnte den Armutsbericht ab, weil er zu aufwändig in der Erarbeitung sei und nur Daten eines Ist-Zustandes liefere. Die Stadt sei längst auf vielen Gebieten unterwegs, soziale Verwerfungen und Armut zu bekämpfen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Müller-Wirtz warf Verwaltung und CDU vor, sie ziehe keine Schlüsse aus der kommunalen Studie der Bertelsmannstiftung. Nettetal gilt dort als wenig dynamische Stadt, die ihre Möglichkeiten nicht ausreichend ausschöpft. Markus Tillmanns (Grüne) argwöhnte, Anträge würden doch mit zweierlei Maß gemessen. Er verlangt außerdem konkrete Aussagen in einem Demographiekatalog über heraufziehende Altersarmut.

Nettetals CDU-Kreisvorsitzender Dr. Marcus Optendrenk, der in seiner Partei zu Jahresbeginn die Beschäftigung mit der demographischen Entwicklung angestoßen hat, ist das zu kleinteilig gedacht. „Wir wollen erfahren, wie es in unserer Stadt in 15 Jahren aussieht. Wir möchten querschnittsmäßig an diese Aufgabe herangehen, also alle Lebensbereiche untersuchen.“ Die Bertelsmann-Studie bezeichnete er als „sehr oberflächlich“.

Kommunaler Konkurrenzkampf

Günter Werner warnte davor, das Thema parteipolitisch zu verwässern: „Es wird einen kommunalen Konkurrenzkampf geben. Denn kann Nettetal nur bestehen, wenn die Stadt sich rechtzeitig darauf einstellt.“ KOMMENTAR

(RP)
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