Nettetal Wen der "Wenkbüll" schlägt

Nettetal · Weil ein Junge gegen den Stock der Bronzeplastik gelaufen war, wurde die Lobbericher Symbolfigur von der Stadt eingesperrt. Entweder findet sich ein passantenfreundlicher Stock oder die Figur wird hinter Blumen verbannt.

Von außen betrachtet, erscheint der Lobbericher anderen Nettetalern bekanntlich oft dämonisch, anmaßend, zumindest aber ziemlich eingebildet. Er habe ein im Wortsinn einnehmendes Wesen, schöpfe gerne für sich den Ruhm ab und gebe sich aus als jemand, der er in Wahrheit gar nicht ist, heißt es.

Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) hat mit entwaffnender Selbstironie diesem Charakterzug, der aus Lobbericher Sicht natürlich auch recht liebenswürdig daher kommen kann, ein Denkmal gesetzt: Der "Wenkbüll", der Mensch gewordene Windbeutel, steht als Figur auf dem erst kürzlich neu gestalteten alten Markt vor dem ehemaligen Rathaus. Seit einigen Wochen haben die Lobberich den Bronzekerl allerdings eingesperrt. Er steht im dringenden Verdacht, mutwillig Menschen zu verletzen.

In Sicherungsverwahrung

Die Schöpferin der Bronzefigur, Loni Kreuder, hat den Wenkbüll biedermeierlich angelegt und ihm dabei standesgemäß ein Spazierstöckchen mitgegeben, auf das er sich stützt. Gegen eben dieses Stöckchen rannte ausgerechnet beim WDR-2-Fest Anfang September ein zehnjähriger Junge.

Da in Deutschland nicht mehr unbedingt jeder auf seine eigenen Füße schauen muss, weil Versicherungen und Rechtsprechung im Laufe der Jahre eine andere Auffassung durchgesetzt haben, wurde der Stadt die Figur zu gefährlich. Sie gab dem Bauhof den Auftrag, den "Wenkbüll" so einzuhausen, dass keiner mehr über seine eigenen Füße, das Stöckchen oder die Figur selbst stolpern kann. Dies bestätigt der für öffentliche Sicherheit, Ordnung und Straßenverkehr zuständige Erste Beigeordnete Armin Schönfelder.

Weder der Breyeller Kiependräger noch der Kaldenkirchener Zigarrenmacher auf seinem Steinhügel oder der Hinsbecker Jüüt mussten bislang bei Volksfesten eingesperrt werden. Den gemeingefährlichen "Wenkbüll" mit seinem ausladenden Stock entfernen, möchte Schönfelder aber nicht: "Wir werden mit der Künstlerin Loni Kreuder besprechen, ob sich der Stock so verändern lässt, dass er passantenfreundlicher wird."

Vielleicht bleibe die Figur auch unverändert, sinniert Schönfelder, denn man könne ja ein Blumenbeet drum herum so anlagen, dass alle Bürger außer der Reichweite des Stockes bleiben. Für den Stock kämpfen, will Werbering-Vorsitzender Norbert Backes.

"Der Stock gehört zu dem kleinen Lobbericher Windmacher. Das war ja der besondere Pfiff bei der Entwicklung dieser Figur", erklärt er. Backes hofft, dass die Figur bald wieder in Freiheit entlassen wird, denn "Lobbericher sind — auch mit Stock — liebenswerte und ungefährliche Nettetaler". Wichtig wäre ihm, dass der "Wenkbüll" vor dem Lobbericher Ferkesmarkt am 23. und 24. Oktober von seinen Fesseln befreit wird.

(RP)
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