Weidenbörse Nettetal Handwerk zum Anfassen

Nettetal · Bei der Niederrheinischen Weidenbörse auf dem Landschaftshof Baerlo schauten die Besucher vor allem den Korbflechtern über die Schultern. Das Interesse an der Börse ist jedoch im Laufe der Jahre gesunken.

 Bei der Weidenbörse konnten die Besucher sehen, wie Körbe geflochten werden. Bei dem Jahrhunderte alten Handwerk können nicht alle Weidensorten verwendet werden. Vor allem die langen und schlanken Arten eignen sich.

Bei der Weidenbörse konnten die Besucher sehen, wie Körbe geflochten werden. Bei dem Jahrhunderte alten Handwerk können nicht alle Weidensorten verwendet werden. Vor allem die langen und schlanken Arten eignen sich.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Auf dem Boden liegen gebündelt lange dünne Weidenstränge. Eine Gruppe von Korbflechtern sitzt in einer gemütlichen Runde zusammen und bringt die Stränge so in Form, dass nachher ein stabiler Korb entsteht. „Dafür muss man üben, üben, üben“, erklärt Reinhard Drawz, der schon seit 13 Jahren das Handwerk für sich entdeckt hat.

Die alljährliche Niederrheinische Weidenbörse auf dem Landschaftshof Baerlo lockt nicht mehr so viele Besucher an wie vor 20 Jahren. „Früher kamen bis zu 1500 Leute“, erzählt Bernd Rosenkranz, der seit 50 Jahren Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Biotopschutz im Kreis Viersen“ ist. Die Mitglieder betreiben den Hof ehrenamtlich und setzen sich für die Erhaltung der bäuerlichen Kulturlandschaft im Niederrhein ein.

Ein paar Interessierte kommen trotz des schlechten Wetters vorbei und schauen vor allem den Korbflechtern über die Schulter. Bei dem jahrhundertealten Handwerk können nicht alle Weidensorten verwendet werden. „Wir brauchen kultivierte Weiden, zum Beispiel die Belgisch-Roten oder die Purpurweiden“, erklärt Drawz. Das liege daran, dass diese Sorten lang und schlank sind und wenig Nebentriebe haben, die beim Flechten stören würden. Bis zu 2,50 Metern wachsen die Weiden in die Höhe. Ende November bis März findet die Ernte statt.

 Der Krefelder Thomas Sieben kam mit Enkel Smilljan (10) zur Börse.

Der Krefelder Thomas Sieben kam mit Enkel Smilljan (10) zur Börse.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

„Weiden sind auch wichtig für die Natur. Sie sind das erste Futter für Bienen“, erklärt Drawz. Die Verwendung von Weiden erstreckt sich bis hin zu dekorativen Zwecken. Christiane Steinfurt und Ulla Seifert flechten aus dem Naturmaterial Behälter für Pflanzen und andere Dinge, um den Garten zu verschönern. „Die Technik haben wir in einem Kurs gelernt, aber alles andere muss man sich selbst erarbeiten“, sagt Seifert. Einen Blumenbehälter können sie mittlerweile in weniger als einer halben Stunde flechten.

Die Herstellung eines fertigen Weidenkorbes verlangt schließlich mehrere Schritte. „Zuerst wird ein Bodenkreuz geflochten, daraus entsteht dann ein sogenannter Sternboden“, erklärt der Experte. In einem nächsten Schritt biegen die Korbflechter die Seitenstränge nach oben. Mittlerweile gibt es viertägige Kurse, um die komplette Technik zu erlernen. Mit ein bisschen Hilfe von den gelernten Kursleitern schaffe es am Ende jeder, einen Korb zu flechten.

 Alljährlich ist die Weidenbörse auf dem Landschaftshof Baerlo. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Biotopschutz im Kreis Viersen“ betreiben ihn.

Alljährlich ist die Weidenbörse auf dem Landschaftshof Baerlo. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Biotopschutz im Kreis Viersen“ betreiben ihn.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Auch Rosenkranz berichtet von vielen Kindergärten und Schulen, die Interesse am Flechtwerk haben. „Einige wollten Weiden kaufen, um Tipis oder Weidenhütten zu bauen“, erzählt er. Als Material dafür dient die wildwachsende Silberweide. Solche Aktionen seien besonders gut, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Ein Projekt bestand auch darin, Waldwege anzulegen. „Die Kinder sind mit richtig viel Spaß bei der Arbeit und viele erkennen, dass sie zu Hause mit Harke und Schaufel auch etwas schaffen könnten“, sagt Rosenkranz. Der Landschaftshof besitzt zwei große Gärten mit Kulturweiden, einer davon ist circa 3000 Quadratmeter groß. In Hombergen stehen noch die sogenannten Knack- oder Bruchweiden, die ihren Namen dem Zustand zu verdanken haben, dass man sie wie Holz auseinanderbrechen kann.

Katrin Fritsch kommt mit ihren Kindern Laura (12) und Joy (7) zu der Weidenbörse. „Der Anlass ist ein Weidenflechtzaun für unseren Garten“, erzählt Fritsch. Die Besucher können sich neben den Korbflechtern auch die alten Gerätschaften anschauen, die zum Bearbeiten der Weiden verwendet werden.

Bernd Rosenkranz kündigt an, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bei der nächsten Mitgliederversammlung des Vereins aus gesundheitlichen Gründen zurückzutreten. „Mithelfen werde ich natürlich immer noch“, erklärt der 80-Jährige.

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