Nettetal Wegen AfD-Kandidatur: Superintendent rügt Pfarrer i.R.

Nettetal · Bei der Herbstsynode des Kirchenkreises Krefeld—Viersen hat Superintendent Kamphausen thematisiert, dass sich der Pfarrer im Ruhestand Axel Bähren um ein Landtagsmandat bewirbt

 Der in Nettetal lebende ehemalige Gefängnispfarrer Axel Joachim Bähren kandidiert bei der Landtagswahl am 14. Mai für die AfD.

Der in Nettetal lebende ehemalige Gefängnispfarrer Axel Joachim Bähren kandidiert bei der Landtagswahl am 14. Mai für die AfD.

Foto: Busch

Die geplante Kandidatur des in Nettetal lebenden Pfarrers im Ruhestand Axel Bähren für die Partei Alternative für Deutschland (AfD) bei der NRW-Landtagswahl 2017 hat am Wochenende die Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen beschäftigt. Superintendent Burkhard Kamphausen rückte damit ein Thema kirchenkreisweit in den Fokus, das bisher eher lokal diskutiert wurde.

 Superintendent Burkhard Kamphausen thematisierte die Kandidatur des Pfarrers im Ruhestand öffentlich bei der Synode am Wochenende.

Superintendent Burkhard Kamphausen thematisierte die Kandidatur des Pfarrers im Ruhestand öffentlich bei der Synode am Wochenende.

Foto: Ulli Dackweiler

Der Superintendent lobte bei der Synode in Meerbusch die Art und Weise, wie sich die Kirchengemeinden der Flüchtlinge angenommen hätten: "Die Diakonie hat sich den damit verbundenen Aufgaben beeindruckend gestellt." Es sei gut, dass inzwischen in weiten Bereichen realistischer und differenzierter, also mit weniger Euphorie als noch vor einem Jahr, aber auch mit weniger diffusen Angstphantasien agiert werde. Er erinnerte daran, dass gerade die evangelische Kirche im Rheinland eine Flüchtlingskirche sei, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht immer mit offenen Armen empfangen worden sei.

"Umso irritierender ist es dann, wenn ein in unserem Kirchenkreis wohnender Ruhestandspfarrer sich um ein Landtagsmandat für die AfD bewirbt", sagte Kamphausen, ohne Bähren namentlich zu nennen. Das Thema Flüchtlinge sei "viel zu komplex, um einfachen und schablonenhaften Antworten zu genügen", betonte Kamphausen. "Gerade deshalb erinnern wir an die Grundlagen unseres Menschenbildes, an die unverdiente Gnade, an die guten Werke, die wir als dankbare Früchte der Umkehr tun." Bähren (65) hatte über sich im RP-Gespräch gesagt hat, er sei "weiß Gott kein Radikaler". Früher habe er SPD oder CDU gewählt - heute würde er ihr seine Stimme nicht mehr geben. Vor zwei Jahren ging er in den Ruhestand, vor einem Jahr trat der dreifache Vater in die AfD ein. Mehr als 20 Jahre war Bähren Gefängnispfarrer in Geldern. "Als ich 1990 dort anfing, waren da 19 muslimische Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Zuletzt waren es 270", erklärte Bähren im Gespräch mit unserer Redaktion. Sein Kollege, Gefängnispfarrer Hans-Gerd Paus, warf ihm nach dieser Aussage "Verschleierung der Tatsachen" vor: Bähren habe verschwiegen, dass die Anstalt zwischenzeitlich vergrößert wurde und ihren Zuständigkeitsbereich ausgedehnt habe.

Bähren betonte, er sei nicht gegen Zuwanderung, wohl aber gegen einseitige Zuwanderung aus dem islamischen Raum. Rechtsextremistische Ausfälle in der AfD erklärte er so: "Wir sind eine junge Partei, die sich erst finden muss." Der 65-Jährige betonte, dass er sich - anders als einige hochrangige Funktionsträger in der evangelischen Kirche - während seiner Zeit als Pfarrer bewusst in keiner Partei engagiert habe.

(RP)
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