Kreis Viersen Weg mit der Viersener Kurve

Kreis Viersen · Der grenzüberschreitende Schienenverkehr war Thema des "Kurs-21"-Grenzlandgesprächs unter Experten. Die Kreis-Volkshochschule organisiert die Reihe in Zusammenarbeit mit Europe Direct und der Rheinischen Post.

Grenzüberschreitende Einigkeit herrschte bei dem von RP-Redakteur Ludger Peters moderierten Expertengespräch in der Breyeller Stadtbücherei: Die Viersener Kurve muss aus den Plänen und Planungen verschwinden. Denn sie behindert den Fortschritt auf der einzigen Bahnstrecke zwischen Deutschland und den Niederlanden in der Region.

Die Gründe hatte Viersens Baudezernent Gerd Zenses erläutert: Quer durch die Fraktionen in der Kreisstadt gehe die Furcht um, der zweigleisige Ausbau zwischen Dülken und Kaldenkirchen löse den Bau der Viersener Kurve aus. Sie würde Venlo unmittelbar mit Duisburg verbinden. Der aufwändige Richtungswechsel der (Güter-)Züge in Viersen fiele weg.

Tunnel oder Mauerbau

Die Folgen erläuterte Bernd Neffgen von der IHK Mittlerer Niederrhein. Eine Tunnellösung sei als zu teuer verworfen worden. Darum bliebe nur der Bau auf einem hohen Bahndamm. Der müsste aus Lärmschutzgründen "eingehaust" werden, Wände und Dach erhalten: "Dann haben Sie die chinesische Mauer mitten in der Stadt."

Theo Stroeken von Ondernemend Venlo versicherte, auf niederländischer Seite lege man keinen besonderen Wert auf die Kurve. Viel wichtiger seien der zweigleisige Ausbau des Abschnitts zur Grenze und eine schnelle Verbindung von Eindhoven nach Düsseldorf. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen, Marcus Optendrenk merkte an, dass mit einer zweigleisigen Strecke ein großer Teil des Lärms gerade in Dülken wegfiele: "Den meisten Lärm verursachen Güterzüge beim Bremsen und Anfahren." Mit Zenses verabredete er auf dem Podium ein gemeinsames Vorgehen. Beide wollen dafür werben, dass die Politik in Stadt und Kreis Viersen die Bedenken gegen den Ausbau aufgibt. Als Bedingung solle die Viersener Kurve aus den Plänen gestrichen werden. Diese Lösung käme allen Interessen entgegen.

Die, das zeigte die Runde, liegen vor allem darin, mehr Güter- und Personenzüge über die Grenze rollen zu lassen. Neffgen sagte, er fordere "seit Jahren" eine Infrastrukturinitiative für den Niederrhein. Bei der Planung von Gewerbegebieten erlebe er ständig, dass "alles erlaubt ist, außer Logistik".

Dabei sei die Region "der geborene Stützpunkt" für diese Branche. Stroeken fügte hinzu, dass nach den Erfahrungen Logistik nicht nur in Venlo weitere, hochwertige Arbeitsplätze nach sich ziehe. Leider sei die Entwicklung der Schiene in der Region zurzeit davon geprägt, dass die Gespräche über ein Zusammenwachsen "top" seien, in der Praxis bedeute die Grenze aber bis heute "Stopp!". FRAGE DES TAGES

(RP)
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