Nettetal Wasserpest auf dem Rückzug
Nettetal · Die Biologische Station legt dem Umweltausschuss der Stadt den Betreuungsbericht vor. Stationsleiter Dr. Ansgar Reichmann klagt über die Sorglosigkeit einzelner Bürger. Tiere verenden in Angelschnüren.
Die Wasserpest im Wittsee und in der Nette nimmt ab. Dr. Ansgar Reichmann, der Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen, sieht seine Vorhersagen bestätigt. Die Pflanze und ihr Wachstum nehmen ab, ihr folgen andere Pflanzen, die erst durch die verbesserte Wasserqualität hier einen Lebensraum finden. Die Wasserpest hat außerdem, wie ebenfalls von den Biologen vorhergesagt, die Population von Wasservögeln im Winter enorm begünstigt.
Reichmann legte dem Umweltausschuss der Stadt den Betreuungsbericht der Station für die Nettetaler Flächen vor, die im Wesentlichen die Naturschutzräume an der Nette und ihren Seen bilden. Es gibt Licht und Schatten. Vor allem lehrt der Bericht, dass der Mensch der Natur mehr vertrauen sollte, anstatt übereilt einzugreifen. Andererseits aber gibt es Vorfälle, in denen die Natur unter der Gleichgültigkeit Einzelner leidet.
Schnüre zurückgelassen
Reichmann berichtete, dass in fünf bis sechs Fällen Tiere starben, weil Angler Schnüre achtlos zurückließen. Ein Silberreiher konnte an der Nette aus der tödlichen Falle befreit werden, in anderen Fällen kam die Hilfe zu spät. Wasservögel gingen elend zugrunde.
Die Wasserpest ist für viele Wasservögel eine ideale Winterweide. Am Wittsee wurden im Winter 2010/11 statt der sonst üblichen 100 mehr als 1100 Blässrallen gezählt, mehr als 60 Höckerschwäne nahmen hier Winterquartier. "Die Winterknospen der Wasserpest sind eine wichtige Nahrungsquelle", erklärte der Biologe Ansgar Reichmann. Von den versuchsweise eingelassenen Vliesen am Wittsee hält der Experte gar nichts.
Stabil ist der Bestand der Sumpfcalla an den Seen, als Begleiter der Wasserpest hat sich der Froschbiss an den Seen angesiedelt. Kummer bereitet dennoch der allgemeine Rückgang von Schwimmpflanzen. Nutria und Bisam fressen sie weg. Die Station will mit Anglern versuchen, an der Wasseroberfläche treibende Pflanzen wieder im Boden zu verankern.
Begeistert hat die Experten, dass die Rohrweihe nach 36 Jahren wieder in der Nähe des Schlosses brütet und Junge aufzieht. Sie ist nur ein Beispiel dafür, dass mehr und mehr Vogelarten wieder an den Seen brüten, die seit Jahrzehnten hier verwunden waren. Ausgezahlt hat sich auch die extensive Pflege städtischer Wiesen in Seenähe. Gleich am Parkplatz Krickenbeck blüht eine Wiese prächtig, hier entdeckten die Vogelexperten das seltene Schwarzkehlchen ebenso wie den Mittelspecht, der aus dem Bergischen Land zugewandert ist.
Probleme bereitet den Naturschützern, dass sich eine rücksichtslose Freizeitgesellschaft in die Naturräume drängt. Mountainbiker haben am Taubenberg in Hinsbeck eine Rennstrecke angelegt. Die Folgen: Störung der Tiere, Zerstörung von Pflanzengesellschaften, Bodenerosion.