Nettetal Warum Werner Janßen Flagge zeigt

Nettetal · Der Hausmeister im Rathaus muss nach einer offiziellen Verordnung an vier Masten die Fahnen hissen.

 Das Blau und Gelb der Nettetal-Flagge mag Werner Janßen am liebsten. Die Seerose in der Mitte symbolisiert die Einheit der Stadt inmitten der Seenlandschaft - und immer noch fünf Blätter für die Stadtteile.

Das Blau und Gelb der Nettetal-Flagge mag Werner Janßen am liebsten. Die Seerose in der Mitte symbolisiert die Einheit der Stadt inmitten der Seenlandschaft - und immer noch fünf Blätter für die Stadtteile.

Foto: Burghardt

Besonders schmuck wirkt das Rathaus am Lobbericher Doerkesplatz an jenen Tagen im Jahr, an denen an den vier Masten vor dem Eingang Flaggen wehen. Am Dienstag war es mal wieder soweit. Der 17. Juni ist immer noch ein offizieller Gedenktag zur Erinnerung des Aufstandes 1953 in der DDR. Zuständig für die Flaggen am Rathaus ist einer, der sonst bescheiden im Hintergrund bleibt. Ohne ihn liefe im Rathaus aber manches weniger oder gar nicht: Hausmeister Werner Janßen.

"Solch ein Nationaler Gedenktag ist ein offizieller Beflaggungstag mit allen vier Flaggen. Da kommt, vom Rathauseingang gesehen, an den Mast ganz rechts die Fahne von Europa, dann die vom Bund, vom Land und ganz links die Fahne von Nettetal", erklärt Janßen die für öffentliche Gebäude mit entsprechender Ausstattung festgeschriebene Fahnenchoreographie.

Maßgeblich für den Hausmeister im Rathaus ist die Beflaggungsordnung. Sie enthält zehn Termine im Jahr, beispielsweise den 9. Mai als Europatag oder den 23. August, der an die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen erinnert. In der Verordnung, die laut Janßen "vom Land kommt", heißt es dann "Beflaggung voll". Am 17. November hingegen, dem Volkstrauertag, gilt die Vorschrift: "1/2 Mast".

Ob voll oder halb - spätestens um sieben Uhr morgens müssen alle vier Flaggen vor dem Rathauseingang wehen. Manchmal werkelt der Hausmeister dann im Dunkeln: "Die Fahnenmasten sind abschließbar, die Vorrichtungen fürs Aufhängen der Fahnen sind also diebstahlssicher. Darum kann ich auch schon mal am Vortag spätabends in der Dunkelheit die Flaggen hissen."

Meist bleibt das Hissen unbemerkt. Nur selten wird Janßen angesprochen: "Dann fragen mich schon mal Leute, weil sie den Anlass nicht kennen." So sei der 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (Holocaust-Gedenktag) nur wenigen Bürgern im Gedächtnis.

Ansonsten bleibt der 62-Jährige lieber bescheiden "im Hintergrund". Er nennt sich selbst schmunzelnd "Mädchen für alles im Rathaus". Der gelernte Elektriker aus Kaldenkirchen muss ran, wenn die Technik im Ratssaal für eine Sitzung herzurichten ist oder irgendwo in einem Büro der Strom ausfällt.

"Ich bin seit Eröffnung des Rathauses 1999 dabei", erzählt Janßen. Trotzdem kennen ihn nicht einmal alle Mitarbeiter im Rathaus: "Ich komme früh morgens vor den meisten anderen. Die Mitarbeiter sehen mich eigentlich nur, wenn was nicht klappt." Besondere Vorkommnisse oder Probleme seien ihm in den 15 Jahren im Amt "eigentlich noch nicht passiert".

Eine der "angenehmsten Übungen" ist für Janßen der Umgang mit den Flaggen: "Die meiste Zeit lagern sie ordentlich gefaltet im Postzimmer." Zwei Sätze mit allen vier Flaggen, jeweils 1,40 mal 2,50 Meter groß, hat er vorrätig. "Der eine Satz ist noch von 1999 und tipptopp in Ordnung." Dazu kommen noch einige Nettetal-Flaggen, die zum Beispiel Schützenvereine für ihre Feste ausleihen. Neben den offiziellen Terminen der Beflaggungsordnung gibt es für Janßen noch weitere Anlässe, Flagge zu zeigen: "Wenn zum Beispiel eine Delegation aus einer unserer Partnerstädte kommt, dann werden sie natürlich mit der Nettetal-Fahne begrüßt." Diese Fahne ist ihm die liebste: "Unsere Nettetal-Flagge ist für mich die schönste."

(jobu)
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