Nettetal Warum Kinder spielen müssen

Nettetal · An der katholischen Grundschule in Lobberich probieren die Kinder gerade viele Spiele aus: Die Schule hat soeben ein großes Spielepaket gewonnen. Spielen fördere Teamgeist und Konzentration, sagt Schulleiterin Susanne Dückers.

 Wow, da ist das Matchbox-Auto aus der Kurve geflogen! Die Strecke haben die Lobbericher Erstklässler gemeinsam angelegt. Hinten im Bild ein weiterer Spiele-Klassiker: Jenga, der Turm aus Klötzchen.

Wow, da ist das Matchbox-Auto aus der Kurve geflogen! Die Strecke haben die Lobbericher Erstklässler gemeinsam angelegt. Hinten im Bild ein weiterer Spiele-Klassiker: Jenga, der Turm aus Klötzchen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Im Klassenraum der 1a, genannt Bärenklasse, ist es alles andere als still. An den Gruppentischen sitzen Mütter und Kinder und probieren die Spiele aus, die die Schule soeben gewonnen hat. Klassiker wie Domino oder Quartett sind darunter. Hinten im Raum setzen vier Kinder die Loopings für eine Autorennbahn zusammen. Die Jungen und Mädchen sind sichtlich begeistert: Die neuen Spiele machen Spaß - und sind komplett.

Dass in der Schule gespielt wird, ist für die Kinder nichts Neues. Im Werkstattunterricht etwa erledigen die Kinder aus allen Klassen in zwei Stunden pro Woche Wahl- und Pflichtaufgaben. Dazu gehören auch Spiele, bei denen man etwas lernen kann. Doch bei den alten Spielen fehlte hier mal ein Kärtchen, dort der Würfel oder ein Püppchen.

Mit den neuen Spielen, die die Schule von der Initiative "Spielen macht Schule" jetzt erhalten hat, soll das nicht mehr passieren. Drei Exemplare jedes Spiels hat Schulleiterin Susanne Dückers auf dem Wunschbogen angekreuzt, als sie die Bewerbung ihrer Schule einreichte. So hat zum Beispiel die Klasse 1a die gleichen Spiele wie die Parallelklassen. Die Kinder müssen jetzt gut aufpassen, dass die Spiele vollständig bleiben. Denn wenn die "Bären" aus der 1a in die zweite Klasse kommen, geben sie ihre Spiele an die neuen Erstklässler ab - und erhalten die Spiele der Zweitklässler, die in die dritte Klasse kommen.

Insgesamt erhielt die Grundschule Spiele im Wert von 900 Euro. Zwölf Klassen gibt es, etwa 70 Spiele kamen in den vergangenen Tagen paketweise im Sekretariat an. Die meisten Spiele erhielten die einzelnen Klassen für ihren Werkstattunterricht und für verregnete Pausen. Ein paar Spiele zu besonderen Themen, zum Beispiel zu Wetter oder Zauberei, liegen jetzt im Lehrerzimmer. Die Lehrer können sie dann einsetzen, wenn das Thema im Unterricht behandelt wird.

Das gemeinsame Spielen mit anderen fördere die kindliche Entwicklung, sagt Schulleiterin Susanne Dückers. "Es geht um Konzentration, Logik und Teamgeist." Für manche Spiele müsse man sich beispielsweise während des Spiels zusammenschließen, um zu gewinnen. Pädagogen loben Gesellschaftsspiele unter anderem deshalb, weil Kinder lernen, dass es Spielregeln gibt. Die gelten für alle. Natürlich kann man für viele Spiele innerhalb der Familie eigene Regeln erfinden - aber auch an die muss sich eben jeder halten. Die Kinder müssen durchhalten und sich anstrengen, um ans Ziel zu kommen. Nicht zuletzt erleben sie beim Spielen mal eine Niederlage, mal freuen sie sich über einen Erfolg. Sie entdecken, dass sie bei einem Spiel vielleicht besonders gut sind, ein Mitspieler bei einem anderen Spiel aber besser ist. Auch das gehört zum Leben dazu - ebenso wie die Erfahrung, dass man mal Glück und mal Pech haben kann. Und dass es jedem einmal so geht.

Schulleiterin Susanne Dückers hofft nun, dass die Kinder die Begeisterung für Gesellschaftsspiele mit nach Hause nehmen - und Mama und Papa, Oma und Opa auch mitspielen. Ein regelmäßiger Spielenachmittag in der Familie könnte eingerichtet werden - und vielleicht lockt ja auch ein verregneter Herbstferientag zum Spieleschrank. Eltern, die mit den Kindern die Spiele in der Schule ausprobieren möchten, können in der letzten Oktoberwoche am Werkstattunterricht teilnehmen und sich von den Kindern erklären lassen, wie die Spiele funktionieren. "Wenn Kinder erleben, wie Schule und Elternhaus Spielräume pflegen, ist es ein bereicherndes Ritual und zudem ein großer Beitrag zur Förderung von Ich-Stärke und seelischer Gesundheit Ihres Kindes", schrieb Dückers in einem Brief an die Eltern.

Spielen, sagt sie, sei "der Schlüssel zur Erkenntnis der Welt". Und manchmal sei das Spiel auch der Schlüssel, einen Mitspieler mit neuen Augen zu sehen.

(RP)
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