Nettetal Warum ich abgewählt wurde

Nettetal · Nach acht Jahren wurde Hans Puschmann als Bundesjungschützenmeister abgewählt. Dem Kaldenkirchener wurde ein Konflikt mit einem Kollegen aus Trier zum Verhängnis. „Ich habe für die Wahrheit gekämpft“, sagt er.

Hans Puschmann hat an seinem Amt gehangen. Er hat persönliche Gefühle in seinen Posten als Bundesjungschützenmeister investiert. „Damit habe ich mich verwundbar gemacht“, sagt er. Verwundbar bedeutet in seinem Fall die Abwahl. Seit vergangener Woche und nach acht Jahren ist Puschmann nicht mehr der bundesweite Vorsitzende der Jungschützen (RP berichtete).

Was zu seiner Abwahl führte, mutet wie ein kompliziertes Geflecht aus Intrigen und Integrität an. Der Bund der St.-Sebastianus-Schützenjugend suchte Ende vergangenen Jahres einen neuen Geschäftsführer. Aus dem Diözesanverband Trier, einem von sechs Diözesanverbänden bundesweit, kam ein Vorschlag. „Noch vor der Wahl bekam ich den Hinweis, dass mit diesem Kandidaten etwas nicht in Ordnung sei“, erzählt Puschmann.

Betrug beim Pokalschießen

Normalerweise gebe er nicht viel auf „solches Geschwätz“. Deshalb erkundigte er sich lieber bei einem anderen Mitglied aus dem Bundesjungschützenrat, dem obersten Gremium der deutschen Jungschützen. „Dieser Mann bestätigte mir ausdrücklich, dass er sich für den Kandidaten verbürgen würde“, sagt Puschmann. Der Wahl stand nichts im Wege. Einen Tag nach der Wahl bekam Puschmann erneut Hinweise bezüglich der Integrität des frisch gewählten Geschäftsführers. Er recherchierte und sammelte Beweise, die tatsächlich belegen, dass der neue Geschäftsführer unhaltbar sei. Konkret geht es um einen Betrug bei einem Pokalschießen. „Der Mann hat damals manipulierte Karten eingesetzt. Das Landeskriminalamt bestätigte, dass auf diese Karten nie geschossen wurde“, erzählt Puschmann.

Der Geschäftsführer trat nach drei Tagen vom Amt zurück. Zwischen Puschmann und dem Kollegen aus dem Bundesjungschützenrat, der für den Geschäftsführer eintrat, schwelte indes fortan ein offener Konflikt. „Er wusste von dem Vergehen des Kandidaten. Und trotzdem hat er mich auf wiederholtes Nachfragen dreist belogen“, empört sich der 60-Jährige noch heute. Er kündigte an, nie mehr mit diesem Menschen zusammen arbeiten zu wollen.

Zurücktreten wollte Puschmann seinerseits aber auch nicht. Nachdem sich der Streit nicht beilegen ließ, kam es auf Drängen der Diözese Köln in der vergangenen Woche zu einer Sondersitzung des Bundesjungschützenrates in Düsseldorf. Dort kam es mit 16 zu 11 Stimmen zur Abwahl des Bundesjungschützenmeisters. „Eine unerfreuliche Entwicklung, die uns sehr leid tut“, sagt Rolf Nieborg, Sprecher des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften.

Im Grunde genommen habe er sich lediglich für die Wahrheit eingesetzt, sagt Puschmann. „Und das würde ich immer wieder tun.“ In zwei Jahren hätte Hans Puschmann sein Amt ohnehin zur Verfügung gestellt. Jetzt überlegt er, ob er das Amt des Jungschützenmeisters in der Diözese Aachen behält. In dieser Funktion würde er nach wie vor im Bundesjungschützenrat mit dem ungeliebten Kollegen aus Trier konfrontiert.

Ein Komplott?

Für seine Entscheidung wollte Puschmann auch die gestrige Vorstandssitzung des Diözesanverbandes Aachen abwarten. „Es wäre sehr traurig, wenn wir ihn verlieren würden“, sagt der stellvertretende Diözesanbundesmeister Wolfgang Genenger aus Viersen. Er vermutet im übrigen, dass hinter der Abwahl Puschmanns ein Komplott steckt. „Vielleicht wollte man ihn einfach loswerden.“

(RP)
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