Vorfall in Nettetal Eulen an Streuobstwiese tot aufgefunden

Nettetal · Sechs tote Schleiereulen sind die traurige Bilanz, die Philipp Heinemann jetzt ziehen musste. In einem der Brutkästen auf den Streuobstwiesen in Breyell lagen fünf Jungtiere und das Muttertier. Die Todesursache ist vermutlich Mäusegift.

 Über eine Kamera konnte das Brüten und Aufziehen der jungen Schleiereulen (hier drei von ihnen) beobachtet werden.

Über eine Kamera konnte das Brüten und Aufziehen der jungen Schleiereulen (hier drei von ihnen) beobachtet werden.

Foto: Streuobstwiese Nettetal

Seit sechs Jahren erfreut sich Philipp Heinemann an einer ganz besonderen Eulenart auf seinen Streuobstwiesen in Ritzbruch. Dort haben sich Schleiereulen angesiedelt. Die Eulen, deren Erkennungszeichen das herzförmige Gesicht sowie die kleinen, schwarzen Augen sind, finden kaum noch Lebensräume. Sie benötigen freie Flächen zum Jagen und geschützte Brutflächen, beispielsweise in einzeln stehenden exponierten Gebäuden wie Kirchtürmen oder Scheunen. Auch große Höhlen in Bäumen werden von ihnen zum Brüten angenommen.

Heinemann hat auf seinen Streuobstwiesen mit Brutkästen nachgeholfen und vor einigen Jahren durch einen Fachmann eine Kamera in eine der Nisthilfen einbauen lassen. Dadurch werden die Tiere nicht gestört, aber Heinemann erfährt auf diesem Weg viel über die Schleiereulen. „Im vergangenen Jahr hat ein Pärchen sieben Jungvögel aufgezogen und in diesem Jahr gab es fünf Jungtiere“, berichtet er. Das Besondere bei den Schleiereulen ist, dass die Weibchen ihre Eier versetzt legen und vom ersten Ei an brüten. Aufgrund der Kamera wusste Heinemann, dass das älteste Jungtier zwei Wochen, das jüngste drei Tage alt war.

Über den Livestream fiel dem Nettetaler dann ein merkwürdiges Verhalten auf. Das Muttertier, das normalerweise nonstop bei den Jungtieren ist, hielt sich im Vorraum des eigentlichen Nistplatzes auf – und das über Stunden. „Das ist völlig untypisch. Das weibliche Tier nimmt die Beute vom männlichen Tier entgegen und kümmert sich ansonsten unablässig um den Nachwuchs“, berichtet Heinemann. Dass dieses artfremde Verhalten ein böses Vorzeichen war, stellte er einen Tag später fest. Das Muttertier und die fünf Jungtiere lagen tot im Kasten. Das männliche Tier flog indes immer noch mit Futter an.

Heinemann informierte die Greifvogelhilfe des Kreises Viersen. Zusammen barg man die toten Schleiereulen, die danach zum Landesveterinäramt gebracht wurden. Dort erfolgt nun die genaue Untersuchung der Todesursache, was allerdings bis zu acht Wochen dauern kann.

Philipp Heinemann vermutet ein Mäusegift. Schleiereulen ernähren sich zu einem großen Teil von Feldmäusen. Mäuse sind wie Ratten vielen Bürgern ein Dorn im Auge. „Die Problematik ist, dass jeder Mäusegift im Handel kaufen und auslegen kann. Die Nagetiere fressen es. Doch damit ist die Nahrungskette nicht zu Ende. Der Tod durch diese Gifte ist ein schleichender Prozess. Fangen und fressen Schleiereulen die kontaminierten Tiere, vergiften sie sich selber und sterben ebenfalls“, sagt Heinemann. Und genau davon geht er in diesem Fall aus.

Er denkt nicht, dass eine böse Absicht dahinter steckt, wenn Menschen Mäusegift auslegen, sondern es vielmehr Gedankenlosigkeit ist. Heinemann erwartet nun das Ergebnis der Untersuchungen und hofft, dass die männliche Schleiereule eine neue Partnerin findet und wiederkommt.

Noch mehr hofft er allerdings, dass Mäusegift nicht unbedacht zum Einsatz kommt und damit für weitere Tiere zu einer tödlichen Falle wird.

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