Kommunalwahl in Nettetal Mit viel Freude an der Kommunalpolitik

Nettetal · Sommergespräch mit der SPD-Fraktionsvorsitzenden Renate Dyck: Über die begonnene Sanierung der Werner-Jaeger-Halle ist sie froh. Sorgen macht ihr die Situation der Kneipen und Gastronomie, besonders in Coronazeiten.

 Renate Dyck im Garten ihres Hauses in Schaag. Die bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende kandidiert auf dem ersten Listenplatz für den neuen Stadtrat.

Renate Dyck im Garten ihres Hauses in Schaag. Die bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende kandidiert auf dem ersten Listenplatz für den neuen Stadtrat.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die Stadt Nettetal besteht heute 50 Jahre. 45 Jahre davon hat Renate Dyck politisch mitgestaltet, 1975 begann sie als sachkundige Bürgerin im Kultur- und Schulausschuss, 1979 wurde sie in den Stadtrat gewählt. Zwischendurch, von 2004 bis 2009 pausierte sie auch einmal. Die aktuelle Fraktionsvorsitzende tritt auch bei der Kommunalwahl im September wieder an. Politik macht ihr Freude. Politik war aber auch der Beruf. Sie war lange Jahre beim SPD-Bezirksverband Niederrhein tätig, zuletzt bis zum Vorruhestand als eine von drei Geschäftsführern. Der Bezirksverband Niederrhein ist ein großer und mächtiger Verband, vom Gebiet entspricht er dem Regierungsbezirk Düsseldorf.

Trotzdem ist sie immer in Schaag, dem kleinsten Ortsteil von Nettetal, heimisch geblieben. Als Kind einer Hausgeburt ist Schaag sogar ihr direkter Geburtsort. Ihr Herz hängt an Schaag, das merkt man, wenn sie darüber spricht. Sie erzählt von früher, als es mit Tabak, Korbmacher, Leder und Textil noch jede Menge Gewerbe gab. „Das ist alles weg.“

Nicht nur in Schaag, in ganz Nettetal hat vor allem der Niedergang der Textilindustrie die Geschichte der Stadt bestimmt. Aus heutiger Sicht, urteilt Renate Dyck, habe Nettetal eine recht gut Entwicklung gemacht. Vor allem Lobberich war ein Industriestandort, der in den 1980er Jahre etliche Unternehmen wie Niedieck, Rokal und später Pierburg, überhaupt die ganzen Textilbetriebe, von denen Lobberich gelebt hat, verloren hat. An die Stelle der Fabrikhallen sind Wohngebiete gerückt. Auch Kaldenkirchen hat mit der Konzentration der Speditionen und spätestens mit Einführung des Binnenmarkts 1993 die Bedeutung als Grenzbahnhof und Zollstation zu den Niederlanden verloren. Viele kleinere Speditionen verschwanden oder gingen in größeren Einheiten auf. Heute lobt Dyck die gute Entwicklung im Gewerbegebiet Nettetal-West, aber es habe auch lange gedauert.

Das touristische Etikett einer Seenstadt findet die Kommunalpolitikerin in Ordnung, aber zu wenig erlebbar. Man könne auf den Seen nicht viel machen. Vieles beschränke sich auf Wandern und Radfahren rund um die Seen. Das gastronomische Angebot wird immer kleiner. Die Entwicklung der Gastronomie, gerade jetzt in der Corona-Krise, macht ihr sehr viel Sorgen. Um die Kneipenkultur und das Angebot an Gastronomie zu erhalten, sollte die Stadt über verstärkte Hilfestellungen nachdenken.

Als ihr bisher wichtigstes Projekt nennt sie die Werner-Jaeger-Halle. „Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, die Sanierung auf den Weg zu bringen.“ Die Stadt habe durch den Strukturwandel zu viel Gesicht verloren. Sie brauche ein Aushängeschild wie die Werner-Jaeger-Halle. Dass sie mit Leidenschaft für die Kultur kämpft, zeigt auch ihr Engagement für die Stadtbücherei. Ihre vage Vision ist ein weiterer Ausbau, etwa des Dachgeschosses. Mit den neuen Leseräumen sei die Stadtbücherei in Breyell auf einem guten Wege.

Sehr zufrieden ist sie auch mit dem Städtischen Krankenhaus in Lobberich. Das Haus ist gut aufgestellt, die Zahlen stimmten auch. Heute ist das Krankenhaus der größte Arbeitgeber in Lobberich und ganz Nettetal. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig es sei, vor Ort ein Krankenhaus vorzuhalten. Dyck freut es ebenso, dass die Stadt noch über eigene Stadtwerke verfüge. 1998/99 gab es Avancen auf Krefeld, begleitet von Versuchen der politischen Einflussnahme. Der Stadtrat habe die Pläne damals vereitelt. Im Rückblick sagt Renate Dyck: „Gott sei Dank.“ Anders sehe das bei der Sparkasse aus. Auch wenn heute einige glaubten, mit einer eigenen Sparkasse wären die Filialen vor Ort gerettet, so teilt Dyck diese Einschätzung nicht. Die eigene Sparkasse wäre heute nicht konkurrenzfähig. „Es ging nicht anders“, als sich der Sparkasse Krefeld Kreis Viersen anzuschließen. Zum 1. Juli 1997 ging die Sparkasse Nettetal in der Zweckverbandssparkasse auf.

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