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Nettetal Vor 75 Jahren brannten Bücher

Nettetal · Die Stadtbücherei Nettetal erinnert wieder an die Vernichtung von Autoren durch die Nazis am 10. Mai 1933. Eine kleine Ausstellung zeigt einen Querschnitt des eigenen Bestands. Sie will das Vergessen verhindern.

Einmal im Jahr geht Ulrich Schmitter durch die Regale der Stadtbücherei. Er holt ganz bestimmte Bücher heraus und stellt sie zu einer kleinen Ausstellung zusammen, die er vor und nach dem 10. Mai zeigt. Es handelt sich um Titel von Autoren, deren Werke am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz in Berlin verbrannt wurden.

„Nicht nur die Werke, sondern fast alle Autoren, die der Hass der Nationalsozialisten damals traf, wurden zerstört“, sagt der Leiter der Stadtbücherei. Begleitet von „Feuersprüchen“ war dies nur der Auftakt einer bis dahin beispiellosen Hetze gegen Intellektuelle, die deren Vernichtung zum Ziel hatte. „Auch in anderen Städten, bevorzugt mit Universitäten, folgten weitere Verbrennungen.

Die jährliche Ausstellung erreicht, was die Bücherei möchte: Die Besucher befassen sich mit Autoren und ihren Werken. So erfuhr Schmitter, dass es in Nettetal einen Leserkreis gibt, der Oskar Maria Graf zugetan ist. Der war von den Nazis zunächst „übersehen“ worden. So forderte er sie mutig auf: „Verbrennt mich“. Schmitter erschüttert stets neu, dass nicht nur die Werke, sondern auch die Autoren durch die Nazis getilgt wurden. Nur wenige waren nach Kriegsende erfolgreich, etwa Erich Kästner, der als Augenzeuge der Verbrennung in Berlin beiwohnte. „Das Schicksal der meisten Autoren ist grausam. Einige kamen um, andere gingen ins Exil, wo sie wegen ihrer Sprachgebundenheit nicht arbeiten konnten. Nicht wenige, die nach dem Krieg heimkehrten, wurden zum Schweigen aufgefordert: Ihr seid abgehauen, ihr könnt gar nicht mitreden. Diejenigen, die überlebten, waren schriftstellerisch tot.“

Vor fünf Jahren hatte die Stadtbücherei die Bücherverbrennung sehr ausführlich behandelt. Aber für Schmitter und sein Team bleibt es eine Pflicht, jährlich darauf hinzuweisen. „Das Interesse an den betreffenden Autoren hält sich in sehr engen Grenzen. Aber die Ausstellung zum 10. Mai fördert stets das Interesse.“

Schmitter fördert gezielt die Auseinandersetzung damit, dass „es eine Zeit gab, in der die Meinungsfreiheit nichts galt“. Er empfiehlt die Lektüre des mehrfach neu aufgelegten Buches „Die verbrannten Dichter“ von Jürgen Serke. Ganz neu erschienen und besonders lesenswert ist von Volker Weidermann „Das Buch der verbrannten Bücher“. Weidermann ist dem Schicksal jedes Einzelnen nachgegangen. Er konnte etliche Schicksale aber nicht ganz klären. Nicht wenige Autoren verbrannter Bücher sind nach 1933 verschollen.

(RP)
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