Nettetal Voormans rast über Formel-1-Strecke

Nettetal · Der Geschäftsführer der Nettetaler Hilfsorganisation Somedi sorgt auf seinem Handbike zurzeit in Indien für Furore. Ein Show-Rennen hat er schon bestritten, jetzt fährt er auf dem Rennkurs Noida gegen einen Bollywood-Star.

Für Furore hat bei einem "Inspektionsbesuch" in Indien Stefan Voormans, Geschäftsführer von Somedi Nettetal, gesorgt. Bei einem Handbike-Showrennen verblüffte er Veranstalter, Zuschauer und Medien gleichermaßen. Am Samstag steht eine Neuauflage an, die auf großes mediales Interesse stößt.

Voormans besuchte schon mehrmals auf eigene Kosten Indien, um Projekte der Hilfsorganisation zu kontrollieren. Diesmal verband er die Reise damit, sich persönlich einen großen Traum zu erfüllen. "Nach mehreren vergeblichen Anläufen ist es endlich gelungen, an einem Handbike-Rennen in Indien teilzunehmen", freut sich der 43-jährige Lobbericher.

Gesundheitliche Gründe hatten dies bisher stets verhindert. Auf die Idee, an einem Handbike-Rennen auf dem Subkontinent teilzunehmen, kam Voormans vor einigen Jahren beim Besuch eines von Somedi unterstützten "Mobility Camp for the Handicaped". Neben Prothesen, Orthesen und Rollstühlen wurden auch Tricycles an bedürftige Menschen mit körperlicher Behinderung verteilt.

Voormans Handbike ist quasi die sportliche Version eines solchen Tricycles. Den eher scherzhaft geäußerten Wunsch, einmal an einem Rennen teilnehmen zu dürfen, nahm Somedi-Vorsitzender Ramesh Modi auf. Er führte Voormans mit Radrennveranstalter Akil Khan zusammen. "Er war ganz angetan von meiner Idee, wollte mich aber mit meinem Renn-Handbike dabei haben", erzählt Voormans.

Da es in Indien keine Handbiker gibt und die europäischen Kollegen die weite Reise und die fremde, nicht barrierefreie Kultur scheuen, stand Voormans zunächst alleine da. Doch dann inszenierte der begeisterte Akil Khan einen Show-Wettstreit des Lobberichers mit Bollywood-Star John Abraham. "Welch ein riesiges mediales Interesse das hervorrief, war mir zuerst gar nicht bewusst", erinnert sich Voormans: "Natürlich galt der Rummel in erster Linie Abraham, einem der drei Superstars in Bollywood."

Aber auch um ihn gab es schnell Aufsehen. Große Zeitungen berichteten vorab über Voormans, es gab eine Reihe von Interview-Anfragen. Doch das Rennen mit John Abraham am 15. Dezember platzte. Unmittelbar vor dem Wettstreit verirrten sich einige kleine Teilnehmer eines Kinder-Radrennens, ihre besorgten und aufgebrachten Eltern legten die Strecke lahm. Dem Star dauerte alles zu lange, außerdem fühlte er sich in der aufgeheizten Stimmung nicht mehr wohl. Er verließ die Veranstaltung.

Voormans bekam dennoch sein Rennen. Es sprang "J-Man, der angesagteste Radio-Moderator Mumbais vom Sender Red FM" ein. Vor dem Start musste Voormans noch etliche Fragen von Veranstaltungsmoderatorin Rochelle Rao, Miss India 2012, beantworten. Der Ministerpräsident des Bundesstaates Maharastra überreichte Blumen und wünschte Erfolg. Die Strecke ging nur über zwei Kilometer. "Eine solche Geschwindigkeit hatten die Leute vor Ort von einem Rollstuhlfahrer nicht erwartet", schildert Voormans, der sogar Kamera-Motorräder überholte. Mit einer Geschwindigkeit von 45 km/h überquerte er die Ziellinie, 30 Sekunden vor J-Man auf dem Rennrad.

Die Zuschauer mitsamt der Medienvertreter waren völlig überrascht. "Dem Veranstalter gefiel es so gut, dass das Rennen zwischen John Abraham und mir nun am Sonntag, 22. Dezember, auf der dritten Station der 'Tour de India' in Delhi nachgeholt werden soll. Und zwar auf dem Formel-1-Kurs in Noida", erzählt Voormans. Jürgen Webermann, Korrespondent der ARD in Delhi, will berichten. Seinen Rückflug musste Voormans somit verschieben. Aber er hofft, pünktlich zum Weihnachtsfest zu Hause zu sein.

(off)
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