Nettetal Von der Idee zum Werk in Busch 8

Nettetal · Zum zehnten Mal entstehen beim Internationalen Künstlersymposium im Leuther Atelier Busch 8 unkonventionelle Arbeiten mit Bezug zum Ort. Das Ehepaar Barbara und Klaus Schmitz-Becker sowie sechs Gastkünstler laden für Sonntag ein, in Werkstattatmosphäre zu erleben, wie Kunstwerke entstehen.

"Im zehnten Jahr fragt man sich: Was ist entstanden, wie geht es weiter", fasst Barbara Schmitz-Becker zentrale Überlegungen zusammen. Für das Jubiläum des Künstlersymposiums am Busch 8 wählte sie aus dem "harten Kern" von bisher fast 50 Künstlern aus acht Nationen vertraute Personen aus, die wichtige Spuren hinterlassen haben.

Eine Themenvorgabe für die neuen Arbeiten der Künstler gibt es nicht. Die Beteiligten brachten teilweise Ideen mit, um diese dann aber fast durch weg zu verwerfen und sich stattdessen von spontanen Eingebungen vor Ort leiten zu lassen. So etwa Brigitta Heidtmann, die abstrakte Formen schichten und überlagern wollte. Nun aber überträgt sie die Auseinandersetzung mit Raum und Fläche auf eine ins flache Relief übertragene Aufbereitung der Schattenwürfe von Stühlen in Hof und Garten. "Stühle bleiben kommunikativ stehen", erklärt sie beim Hinweis auf die Situation von gemeinsamen Mahlzeiten und Gesprächen.

Gaby Baltha kam beim Streifzug durch das Atelier die Idee, wie faszinierend es sein könnte, Reste aus der Klebepistole in eine neue Ästhetik zu verwandeln. Sie scannte übriggebliebene Knäuel und Fäden, bearbeitete am Computer und erstaunt mit Bildern, die das vordergründig Unscheinbare in filigrane Netzwerke und Röhrensysteme von transparenter Anmutung verwandeln. Richard Vodicka fotografierte erneut im dunklen Raum kleine Objekte, um unerwartete Strukturen offen zu legen - dieses Mal mit getrockneten Gräsern. Sie werden zur Lineatur in Raum und Licht. Im vergangenen Jahr flocht die Münchnerin Brigitte C. Reichl ein Sprungtuch aus Tüten. Ein neues Knüpfwerk aus gleichem Material variiert die Idee, noch unberührt von der Sonne in leuchtenden Farben. Es soll den Rankenpflanzen gleich in den Garten integriert werden.

Beim ersten Besuch in Busch 8 fühlte sich Matej Dobrík von einer meditativen Ausstrahlung des Geländes beglückt. Daher entwirft er dafür drei Modelle von Zen-Gärten für den Innen- und Außenbereich mit einer Variante des Ying-und-Yang-Gedankens beim Übergang vom Kies zur Wiese.

Barbara Schmitz-Becker ließ sich von einem lang gewachsenen Keimling inspirieren, der aus der Dunkelheit einer umgekippten Zinkwanne seinen Weg zum Licht gesucht hatte. Sie empfindet die schlängelnde Lebensform nach, indem sie PVC-Schläuche mit Seide umwickelt, um tastendes Wachstum zu symbolisieren. Ein solcher Keimling scheint bereits aus dem Atelier in die Freiheit zu dringen.

Vladimir Kovarik fand über Efeugewächsen den idealen Ort, um geschälte Äste in einer Balance schwingen zu lassen. An anderer Stelle installiert er kreisrunde Elemente, auf denen Besucher beim Schaukeln mit der Balance spielen können.

Klaus Schmitz-Becker ergänzt den Außenbereich um die rote Markierung eines Baumes, der von toten Ästen befreit, zur grafischen Komponente wird. Die plakative Farbe lässt die natürliche Oberfläche wie verwandelt wirken. Für den Künstler ist diese in den Garten gesetzte Künstlichkeit ein Gegenentwurf zur romantischen Vorstellung von Baum und Wald, die ihren Widerspruch in der oft pragmatischen Nutzung von Holz findet.

Die aktuellen Arbeiten treffen auf Beispiele von früheren Symposien. Insbesondere beim Spaziergang durch den Garten fällt auf, dass davon manches verwittert, zugewachsen, umgebaut, hinter wuchernden Pflanzen versteckt oder verschwunden und somit Teil einer von der Zeit bestimmten Metamorphose ist. "Das darf so sein. Das ist hier kein Museum, sondern ein Arbeitsplatz", kommentiert Barbara Schmitz-Becker die stete Verwandlung. Diese soll fortgesetzt werden, angestoßen von den Arbeiten bekannter und neuer Künstler.

(anw)
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