Nettetal Von den Seen auf die Höhen

Nettetal · Im Norden Nettetals sind die vier Krickenbecker Seen Teil des ältesten Naturschutzgebietes von NRW. Vom Turm auf dem Taubenberg geht der Blick weit ins Land, eine mittelalterliche Gerichtsstätte liegt darunter.

Den Menschen treibt es naturgemäß ans Wasser oder in die Höhe. In Nettetal kann er beides auf engem Raum in einer wunderbaren Kulturlandschaft genießen. Besonders schön ist, dass der Besucher damit nicht allein gelassen wird, sondern dazu auch noch reichlich Informationen erhält.

Start und Ziel ist der Parkplatz an den Krickenbecker Seen in Hinsbeck-Hombergen. Hier öffnet sich gleich der Blick auf die Zwillingsseen Hinsbecker und Glabbacher Bruch, hinter denen mit Poelvenn und Schrolik zweit weitere Seen folgen. Dazwischen liegt die Akademie Schloss Krickenbeck, die allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.

Leichen kamen in die "Geestekoul"

Am Kopf des Parkplatzes ist das Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen bei freiem Eintritt mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. NebenWechselausstellungen erfahren Besucher etwas über die Entstehungsgeschichte des ältesten Naturschutzgebietes in NRW.

Nur wenige Schritte entfernt ist an der Krickenbecker Allee (vor dem Parkplatz) an Wochenenden das Niederrheinische Textilmuseum "Die Scheune" ein Besuch wert. Walter Tillmann hat den Grundstock für eine umfassende und faszinierende Sammlung aus der Zeit der Handweber zusammengetragen, die Besuchergruppen auch vorgeführt wird.

Wer hoch hinaus will, dem weist auf dem Hinsbecker Höhenzug der über die Baumwipfel aufragende Aussichtsturm den Weg. Entweder man fährt den Schildern nach, die zur Jugendherberge oberhalb Hinsbecks den Weg weisen, oder man folgt den Wegen zu Fuß oder per Fahrrad. Vom Parkplatz an der Jugendherberge aus führt der Weg zum Turm auf dem Taubenberg. Die Mühen des Hinaufkletterns belohnt bei gutem Wetter und guter Sicht ein Blick bis zum Rhein bei Uerdingen im Osten und nach Brabant im Westen.

Am Fuß des Turms befindet sich die gut ausgeschilderte mittelalterliche Gerichtsstätte. Die "Geer" ist der Platz, an dem die Verhandlungen des Kantonsgerichts stattfanden. Wurde die Todesstrafe verhängt, führte man den Delinquenten über einen schmalen Pfad zum Galgenberg, der früher weithin sichtbar war. Er bildet am Steilrand eine dreieckigen Plattform, auf der der Galgen stand. Die Leichen entsorgte die Gerichtsbarkeit in der tief darunter liegenden "Geestekoul" — ein Sumpf am Fuß der Höhen, der bis zu den Krickenbecker Seen reicht. Ein paar Schritte von der Geestekoul entfernt befindet sich die "Schöffenschlucht".

Am Weg sind auch hier einige der zahlreichen Flachsrösten freigelegt worden, die Hinsbeck einst umgaben. Schon in römischer Zeit sollen die Bauern hier Flachs angebaut und aus den Fasern Textilien hergestellt haben. An allen historischen Stätten unterwegs sind erklärende Hinweistafeln angebracht.

Es wäre übrigens kein Wunder, wenn die ins Auge gefassten drei Stunden für die Höhen und Tiefen Nettetals nicht ausreichten...

(RP)
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