Nettetal Vom Prunk bleibt der Baum

Nettetal · Die St.-Anna-und-Hubertus-Bruderschaft Schaag hat den Prunkbaum am Haus von Altkönig Sebastian Stiels umgelegt. Das 14,50 Meter lange lange Prunkstück wartet jetzt auf den Vogelschuss am Montag.

 Der Königsmaien ist gekippt. Norbert Teeuwen hält ihn mit dem Trecker, während Albert Gruteser umsichtig die klaren und laut hörbaren Kommandos gibt.

Der Königsmaien ist gekippt. Norbert Teeuwen hält ihn mit dem Trecker, während Albert Gruteser umsichtig die klaren und laut hörbaren Kommandos gibt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Albert Gruteser, 2. Brudermeister der St.-Anna-und-Hubertus-Bruderschaft, packte seinen Werkzeugkoffer ein. Er schaute zufrieden aus. "Geschafft", stellte er fest. Nun weist nichts mehr daraufhin, dass hier an der Brachter Straße ein Schützenkönig wohnte. Mit dem Abkränzen des Königsmaiens ist die Ära des jungen Königs Sebastian Stiels und seiner Minister Pascal Karmanns und Heiko Drieskes zu Ende gegangen. Heute wird ein neuer König ausgerufen.

Es war exakt 18.29 Uhr am Samstag, als aus den Instrumenten der Show-Trompeten-Tramps Schaag "Seht, da kommt der König", erklang und General Ralf Lehnen seiner Bruderschaft anordnete: "Präsentiert das Gewehr!" Zum letzten Mal schritt das Dreigestirn an der Bruderschaft vorbei. Dann stellte es sich neben dem Königsmaien auf.

Zentimetergenaue Arbeit

"Mit dem Abkränzen und dem Abbau des Königsmaien endet die Zeit des amtierenden Schützenkönigs", erklärte Albert Gruteser. Schon nach wenigen Minuten rollte Norbert Teeuwen mit seinem Traktor an. Meter um Meter, Zentimeter um Zentimeter tastete er sich mit dem schweren Gefährt zum Königsmaien im Vorgarten von Sebastian Stiels vor. Albert Gruteser gab die Kommandos, "weiter, weiter, mehr nach links", rief er dem Fahrer des Traktors konzentriert zu.

Norbert Teeuwen kennt sich in der Bedienung eines Traktors aus. Und er hat nicht zum ersten Mal den Auftrag, beim Abkränzen mit dem Trecker anzurücken. Behutsam fuhr er die schwere Gabel vorne am Traktor in die Höhe. Albert Gruteser hatte bereits die Schrauben am Gestell des Baumes gelockert. Jetzt kam ein kritischer Augenblick: Der Königsmaien durfte keinesfalls umkippen. Behutsam, als handele es sich um ein rohes Ei, wurde der Prunkbaum zentimeterweise in die Waagerechte gebracht. Albert Gruteser blieb ruhig, routiniert gab er die Befehle: "Noch einmal vor und dann zurück", hörte man ihn rufen.

Die wichtigste Phase beim Abbau des Prunkbaums war eingetreten. Jetzt befand sich der Baum in der Waagerechten, der Trecker rollte zurück. Ein Raunen ging durch die Zuschauermenge am Straßenrand. Sofort eilten acht Grenadiere zum Baum, zogen ihn aus der Verankerung und trugen ihn unter lautem Beifall der anwesenden Schützenbrüder und Zuschauer auf das rückwärtige Grundstück von Sebastian Stiels.

Schon vor Jahren hätten sich die Grenadiere bereiterklärt, sich um den Abbau der Königsmaien zu kümmern, erläuterte Albert Gruteser so nebenbei. Beim "alten" König wird der 14,50 Meter hohe Prunkbaum jetzt so lange gelagert, bis am heutigen Nachmittag mit dem Vogelschuss der neue Schützenkönig ermittelt ist. "Beim Schützenfest im nächsten Jahr wird er beim König aufgestellt.

Vorher wird er noch in den Farben des Zuges, der den König stellt, angestrichen und dann geschmückt", erklärte Albert Gruteser. Sebastian Stiels und seine Minister trauern dem Königsmaien ein wenig hinterher. "Es war doch schön", sagten sie einstimmig. Am Abend wurden sie als König und Minister im Festzelt verabschiedet. Dabei zeichnete die Bruderschaft sie mit dem Silbernen Verdienstkreuz aus.

(ivb)
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