Nettetal Vier Gänge und ein Mord

Nettetal · Wer mischte das Gift in den Kakao? Beim Krimidinner im Alten Braukeller bekamen die Gäste zum Viergang-Menü Spaß und Spannung serviert — und selbst mitspielen dürfen sie auch

 Der Gesellschaftssaal des "Alten Brauhauses" wurde am Wochenende zum Tatort. In liebevollen Kostümen bezog das "Krimidinner"-Team die Gäste in sein mörderisches Spiel ein.

Der Gesellschaftssaal des "Alten Brauhauses" wurde am Wochenende zum Tatort. In liebevollen Kostümen bezog das "Krimidinner"-Team die Gäste in sein mörderisches Spiel ein.

Foto: Jörg Knappe

Wer versuchte, Lord Ashtonburry mit einem vergifteten Kakao zu töten? War es seine Ehefrau, von der er sich scheiden lassen möchte? Oder der Gutsverwalter, der ihn zu erpressen versuchte? Dieser Frage widmeten sich am Freitagabend zahlreiche Hobbydetektive im Restaurant "Altes Brauhaus". Der Gesellschaftssaal des Gasthauses verwandelte sich an diesem Abend in den Sitz der Familie Ashtonburry, wo der Lord seinen 60. Geburtstag feierte.

Was als würdevolle Feier mit vielen Gästen, darunter den Mitgliedern des berüchtigten "Puddingclubs", beginnt, wird schnell zum dramatischen Schauplatz eines Verbrechens. Blitz und Donner sorgen für Unbehagen, und zurecht: Zunächst erscheint ein unheilvoller Besucher, der der Familie des Lords Schreckliches androht und sie mit einem Fluch belegt.

Wenig später klagt das Hausmädchen Rose über Magenschmerzen. Kurz darauf ist sie tot: Die als "Naschkatze" bekannte Angestellte hat den für den Lord bestimmten Kakao getrunken. Der rasch herbeigerufene Arzt stellt Gift als Todesursache fest.

Aus diesem Szenario entspinnt sich eine kurzweilige Mörderjagd, bei der immer neue Verdächtige auftauchen, und auch weitere Leichen wird es an diesem Abend geben. Die Teilnehmer des Nettetaler Krimidinners erlebten die erste von insgesamt sechs Episoden rund um die Familie Ashtonburry mit dem passenden Titel "Die Nacht des Schreckens".

Manche Gäste wurden Teil der Inszenierung und fügten sich in das Ensemble ein: sie spielten kleine Rollen wie den Arzt oder Mitglieder des "Puddingclubs", einem Verein, der sich der Erhaltung des schottischen Brauchtums verschrieben hat.

Bereits ganz in ihrer Rolle, werden die Besucher vom Lord stilgerecht begrüßt, anschließend die Sitzplätze von Butler "Bunter" angesagt. Anschließend werden die Gäste von den Darstellern zu ihren Plätzen geleitet: Hausmädchen Rose, da noch quicklebendig, gibt sich heiter bis naiv, der Gutsverwalter eher tumb bis unfreundlich. Die runden Tische des ausverkauften Saales sind mit riesigen Kerzenleuchtern, Spinnweben und Grablampen dekoriert, der erste Drink, ein Absinth, steht bereits bereit.

Kurz nachdem alle Gäste ihre Plätze eingenommen haben, ertönt die Filmmelodie der "Miss Marple"-Fernsehreihe, und das Krimidinner beginnt. Die Krimiszenen wechseln sich mit einem abwechslungsreichen Vier-Gänge-Menü ab. Butler Bunter sagt die Menüfolge an und bleibt dem Krimi-Genre dabei treu: "Wir beginnen mit einem nachts im Garten hinterrücks erstochenen Spargel, bis zur Unkenntlichkeit gebacken, gefolgt von einer aus dem Beet entführten Kresse, in einer Bärlauch-Suppe ertränkt." Das Roastbeef sei "gefügig gemacht" und auf einem Trüffelkuchen zur "letzten Ruhe gebettet" worden.

Gisela Weigel (68) und Christa Kopp (70) freuen sich sichtlich auf den Abend und haben sich stilgerecht gekleidet: Neben auffallenden roten Kleidern, kombiniert mit schwarzem Spitzenhandschuhen, tragen die Schwestern kleine Hüte, auf denen quer ein Messer steckt, es wirkt, wie durch den Kopf gestochen. "Die Kostüme haben wir selbst entworfen", so Kopp.

"Wir möchten uns heute Abend amüsieren." Kopp hat bereits ein Krimidinner auf der Burg Bocholt besucht und war so begeistert, dass sie ihre Schwester nun nach Nettetal eingeladen hat. Nach dem dritten Gang und mehreren Leichen ist Gisela Weigel noch ratlos, wer der Mörder ist, aber: "Das Stück gefällt mir sehr gut, es ist sehr originell."

Die Besucher erleben einen amüsanten Abend, besonders die markigen Sprüche des Butlers - oft in Reimform - sorgen für Gelächter. Viel Applaus erhalten auch die freiwilligen Darsteller aus dem Gästekreis, die ihre jeweilige Rolle gut ausfüllen.

Nach knapp drei Stunden wird der Mörder entlarvt. In vorher ausgeteilten "Ermittlungsprotokollen" konnten alle Besucher ihre Theorien über den möglichen Mörder bekanntgeben. Nur sieben Gäste haben richtig geraten, dafür gibt es ein Geschenk, ebenso wie für das beste Kostüm: Das erhalten absolut verdient die Schwestern Gisela Weigel und Christa Kopp.

(eva)
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