Nettetal Venloer Heide ist jetzt Naturerbe

Nettetal · Auf den ehemals militärisch genutzten Flächen haben sich wertvolle Landschaften mit einer hohen Artenvielfalt entwickelt. Hinweis-Tafeln geben Besuchern Auskünfte über Flora und Fauna

 Einstige Löschteiche wie dieser dienen heute dem Bergmolch oder der Kreuzkröte als Laichgewässer.

Einstige Löschteiche wie dieser dienen heute dem Bergmolch oder der Kreuzkröte als Laichgewässer.

Foto: DBU

Der ehemalige Militärübungsplatz Venloer Heide und das einstige Bundeswehrdepot in Herongen sind jetzt noch mehr geschützt, als sie es als Naturschutzgebiete ohnehin schon waren. Seit dem 1. Oktober gehört die insgesamt etwa 375 Hektar große Fläche zum DBU-Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). "Wir wollen diese wertvollen Lebensräume schützen und gleichzeitig die Natur erlebbar machen", sagt Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der DBU und fachlicher Leiter des DBU-Naturerbes. Allerdings bleibt das Depot vorerst eingezäunt - zunächst müssen etwaige Altlasten und Kampfmittel beseitigt werden.

 Gemeinsam stellten Revierleiter Martin Schiller (l.) und Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen die Info-Tafeln auf.

Gemeinsam stellten Revierleiter Martin Schiller (l.) und Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen die Info-Tafeln auf.

Foto: Bundesforstbetrieb Rhein-Weser

Den Militärübungsplatz in der Venloer Heide im Norden von Leuth haben die Briten 2009 verlassen, die Bundeswehr hat das Depot 2011 nach mehr als 50-jähriger Nutzung aufgegeben. In all den Jahren konnten sich Heide- und Magerrasenstreifen entwickeln, etwa entlang der alten Start- und Landebahnen. Von den Militärs künstlich errichtete Löschteiche dienen Amphibien wie dem Bergmolch oder der Kreuzkröte als Laichgewässer. Ein weiteres Feuchtbiotop entstand durch Pionier-Übungen der britischen Rhein-Armee mit Baggern und Raupen. Heute dienen diese Flächen als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. "Da, wo es naturschutzfachlich und sicherheitstechnisch möglich ist, wollen wir Naturerlebnisse ermöglichen", sagt Wahmhoff. Für die Besucher wurden Hinweis-Tafeln installiert. Sie geben Auskunft über landschaftliche Besonderheiten, Artenvielfalt und Naturschutz. Bundesweit gibt es 70 Naturerbeflächen.

Die naturschutzgerechte Betreuung und Verantwortung der Naturerbefläche Herongen/Venloer Heide übernimmt die DBU. In Zusammenarbeit mit der Sparte Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben werden naturschutzfachliche Maßnahmen umgesetzt. Dies könnte beispielsweise der Erhalt der Heide durch Schafbeweidung sein. Beteiligt ist auch die Biologische Station Krickenbecker Seen, die beide Gebiete vor ihrer Zusammenlegung zum Naturerbe bereits betreut hatte. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich bis zur Wankumer Heide und den Heronger Buschbergen im Süden des Kreises Kleve.

"In dem Gebiet Herongen/Venloer Heide konnten sich Tiere und Pflanzen entwickeln, die anderswo nicht vorkommen", sagt Ansgar Reichmann, Geschäftsführer der Biologischen Station. "Darauf können wir stolz sein." So wachsen dort beispielsweise Silbergras, Besen- und Glockenheide, Englischer Ginster und Tausendgüldenkraut. Tiere, die dort leben, sind etwa die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Heidelerche und der Schwarzspecht. Die Fläche ist geprägt durch nährstoffarme, sandige und teils kiesdurchsetzte Böden mit 60 bis 70 Jahre alten Wäldern. Hauptsächlich wachsen dort Kiefern, zudem Roteichen, daneben Besenheide, auch bekannt als Calluna-Heide.

Auf den fünf Info-Tafeln - eine befindet sich in der Nähe des Restaurants Birkenhof an der Heerstraße 60 -, die auf der Fläche verteilt stehen, sind auch Rad- und Wanderwege eingezeichnet. "Die Besucher sollten dringend auf diesen Wegen bleiben", warnt Reichmann. Denn noch wurde der Kampfmittelräumdienst nicht auf dem gesamten Gebiet tätig.

(RP)
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