Nettetal Venete als Ort "grüner Zukunftsindustrie"

Nettetal · Bürgermeister Christian Wagner hat in seiner Neujahrsansprache am Samstag die Vision einer modernen Stadt entwickelt, die im regionalen und überregionalen Wettbewerb dann bestehen kann, wenn sie sich ihrer Stärken bewusst wird. Er fordert eine "Leitziel-Diskussion 2015", in der verbindlich festgelegt wird, "wohin wir unsere Stadt künftig entwickeln wollen."

Mit Blick auf die 40-jährige Geschichte der Stadt stellte Wagner fest, dass die Träume von einem Zusammenwachsen zu einem starken Zentrum nie Wirklichkeit wurden. Wurde die ursprüngliche Fünfpoligkeit anfangs als dringend zu überwindendes "Hindernis der Stadtentwicklung" betrachtet, habe man im Laufe der Jahre erkannt, dass "in der eigenständigen Entwicklungsfähigkeit der Stadtteile mit einem jeweils besonderen Schwerpunkt die Chance liegt, daraus einen Mehrwert für die Gesamtstadt zu entwickeln".

Existenzielle Herausforderung

Heute stehe Nettetal erneut vor einer existenziellen Herausforderung: "Wir sind darauf angewiesen, Investoren aber auch Familien in unsere Stadt zu lenken, damit hier sowohl Arbeitsplätze geschaffen werden als auch genügend ausgebildete Menschen da sind. Attraktiv für andere, aber selbstverständlich auch für die hier lebenden Menschen zu bleiben und zu werden, ist die zentrale Aufgabe der kommenden Jahre. Vor dem Hintergrund des immer schärfer werdenen "Wettbewerbs der Regionen und Städte um genau diese Menschen" müsse Nettetal "besondere Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten".

Der Bürgermeister rief Rat und Verwaltung sowie auch die Bürgerschaft dazu auf, sich an einer Diskussion um die Leitziele für 2015 zu beteiligen. Sie sollen verbindlich festlegen, welche konkreten Aufgaben die Stadt in den kommenden fünf Jahren angehen und erledigen soll. "Ich würde mich sehr freuen, wenn es uns dabei gelänge, eine mutige, aber auch erreichbare Vision davon zu entwickeln, wie unser Nettetal in Zukunft aussehen soll."

Ein konkretes Ziel, das mit den anstehenden Entscheidungen auf niederländischer Seite greifbar vor Augen steht, ist der Gewerbepark Venete in Kaldenkirchen. Es sollte der Stadt gelingen, dort ein regionales "green science and technology centre" aufzubauen. Das wäre ein Zentrum für anwendungsorientierte Wissenschaft und deren technische Umsetzung im Bereich des Agrobusiness als "grüne Zukunftsindustrie".

Mit Kleinmütigkeit können solche Pläne nicht umgesetzt werden. Wagner will den Bürgern die Rahmenbedingungen geben, die sie benötigen, um sich in der Stadt aufgehoben zu fühlen. Das setze aber ein breites, bürgerschaftliches Engagement voraus. Alleine aber kann auch Nettetal bestimmte Aufgaben nicht schultern. So fordert der Bürgermeister das Engagement der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis vor allem in den grenzüberschreitenden Aktivitäten, bei denen Nettetal seit Jahren voran geht.

Angesichts der schwierigen finanziellen Lage Nettetals zerstreute der Bürgermeister aber auch Befürchtungen, die Stadt werde sich nun durch zusätzliche Belastungen der Bürgerschaft schadlos halten wollen. "Die Sanierung des Haushalts durch den Wegfall der Vereinsförderung und die Erhöhung von Gebühren und Abgaben bei Vereinsaktivitäten scheint mir keine Grundlage für eine gute Partnerschaft zu sein. Er strebe vielmehr an, den Haushalt so in den kommenden Jahren zu steuern, "das wir unsere Zukunftsaussichten nicht durch das Wegbrechen kommunaler Strukturen dauerhaft gefährden." FRAGE DES TAGES

(RP)
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