Nettetal Unnötige Rolle rückwärts

Nettetal · Die Gemeinwesenarbeit in Breyell wird mit professioneller Kraft fortgesetzt. Künftig sollen hier 15 Wochenstunden geleistet werden. Erster Beigeordneter Armin Schönfelder hat sich von Ehrenamtlichen bekehren lassen.

 Die Stadt Nettetal und die GWG setzen die Gemeinwesenarbeit im Wohngebiet Speckerfeld auf professioneller Basis fort.

Die Stadt Nettetal und die GWG setzen die Gemeinwesenarbeit im Wohngebiet Speckerfeld auf professioneller Basis fort.

Foto: Busch

Das Tauziehen um die Zukunft der Gemeinwesenarbeit in Breyell ist beendet. Es bleibt bei einer professionellen Betreuung vom Bürgerbüro an der Berliner Straße 8 aus, sie wird lediglich von einstmals 30 auf künftig 15 Stunden zurückgefahren. Die Kosten teilen sich die Stadt und die Wohnungsgesellschaft GWG Krefeld-Kreis Viersen.

"Und sie bewegt sich doch", hat Galileo Galilei nach der Überlieferung vor sich hingemurmelt, als er auf Weisung der Kirche erklären musste, die Sonne drehe sich um die Erde, denn die stehe fest. Stand sie nicht, wie wir wissen. Es hat einige hundert Jahre bis zur Rehabilitierung des italienischen Wissenschaftlers durch die Kirche gedauert. Ganz so lange ließ sich Erster beigeordneter Armin Schönfelder nicht bitten.

Profi-Arbeit nicht stoppen

Vom "Saulus zum Paulus" habe er sich nach dem Besuch einer Informationsveranstaltung mit ehrenamtlichen Kräften im Speckerfeld kürzlich gewandelt, gestand der Sozialdezernent — übrigens keineswegs zerknirscht. Die hatten seit Monaten darauf hingewiesen, dass der Plan, die professionelle Arbeit ab Herbst komplett einzustellen, nicht umsetzbar ist. Die gemeinsamen Überlegungen von Stadt, GWG, Kreis und Diakonie waren einfach zu ambitioniert.

Lange hatte es so ausgesehen, als gelte wieder einmal der Gedanke: Augen zu und durch, wir haben uns einmal festgelegt. Doch als Schönfelder endlich verstand, dass die Ehrenamtlichkeit ihm unter den Händen wegbröselt, wenn er den von Vorgängern gefassten Plan starrsinnig umsetzt, zog er die Notbremse. Rund 25 000 Euro jährlich kostet der Einsatz einer 15-Stundenkraft inklusive der Sachkosten. Ein Drittel zahlt die GWG, zwei Drittel übernimmt die Stadt, das sind rund 16 600 Euro Sie wird die Aufgabe haben, als Netzwerker tätig zu sein und die ehrenamtlichen Kräfte da zu unterstützen, wo deren Kraft, Möglichkeiten und Bereitschaft mehr zu leisten schlicht Grenzen gesetzt sind.

"Die Rolle rückwärts wäre nicht nötig gewesen", rügte im Fachausschuss SPD-Sprecher Hans Vyver. Jürgen Boyxen (CDU) bedauerte offen, dass nicht noch mehr Profistunden geleistet werden könne. Denn es gehe nicht darum, Übel abzuschaffen, sondern Übel zu verhindern. Er setzte durch, dass die Verwaltung in einem Jahr Rechenschaft ablegt und geklärt wird, ob die Stundenzahl reicht. Wasser goss Dieter Lehmann (FDP) in den Wein. Gemeinwesenarbeit sei immer darauf ausgerichtet, Eigenständigkeit zu fördern. Dies sei bei allem Engagement im angepeilten Zeitraum nicht zufriedenstellend gelungen.

(RP)
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