Corona in Nettetal Schutzmasken direkt aus Kaldenkirchen

Weil die Nachfrage in der Textilbranche eingebrochen ist, hat PB Corporate Fashion seine Produktion auf Masken umgestellt. Die sind aus hochwertiger Baumwolle und bei 90 Grad waschbar. Heinz-Peter Brüster sucht jetzt Abnehmer.

 Firmenchef Heinz-Peter Brüster und Näherin Heike Beier in der Produktionshalle: Sechs Angestellte nähen seit zwei Wochen Mundschutzmasken, dadurch brauchen sie nicht in Kurzarbeit zu gehen.

Firmenchef Heinz-Peter Brüster und Näherin Heike Beier in der Produktionshalle: Sechs Angestellte nähen seit zwei Wochen Mundschutzmasken, dadurch brauchen sie nicht in Kurzarbeit zu gehen.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

An dem unscheinbaren grauen Klinkerbau an der Kölner Straße 40 fährt man leicht vorbei. Keine Lichtreklame, kein riesiges Firmenschild machen darauf aufmerksam, dass dort ein Textilbetrieb arbeitet: PB Corporate Fashion.  Bekleidungsingenieur und Firmenchef Heinz-Peter Brüster erklärt die Zurückhaltung damit, dass man als Zulieferer ohne direkten Kontakt mit Endverbrauchern keine Werbung am Haus brauche.

PB existiert seit 60 Jahren an der Kölner Straße. Schon in den 1930er-Jahren hat Brüsters Großvater mit einer Maßschneiderei begonnen. Heute ist die Firma eine Lohnschneiderei. In den 1980er-Jahren waren rund 40 Näherinnen an der Kölner Straße beschäftigt. Heute sind es sechs, verstärkt durch Heimarbeiterinnen. Größere Aufträge werden teilweise in Polen ausgeführt.

So unscheinbar das Unternehmen von außen sieht, werden drinnen interessante Aufträge abgewickelt. Neben der Eingangstür hängt ein historisches Schild, das für die besondere Damenhose wirbt. Davon sei man lange weg, heute gehe es um ganz andere Produkte. Dort wurden etwa auch die hellblauen Uniformen für die Flugbegleiterinnen von Eurowings gefertigt. Zusammen mit einem Stoffhersteller, der auf der Schwäbischen Alb Stoffe für Schutzwesten produziert, entwickelte PB eine spezielle Motorradfahrer-Unterhose, die den Fahrer bei einem Sturz schützen soll. Der Kunde vertreibt die Ware online.

Als jetzt ein anderer Kunde, der eine größere Menge Hemden bestellt hatte, den Auftrag stornierte, weil er die Stoffe aus Italien momentan nicht bekommt, entstand die Idee, in der Lücke Mund-Nasen-Schutzmasken herzustellen. So braucht Brüster seine bewährten Kräfte nicht in Kurzarbeit zu schicken und produziert etwas, das im Moment gefragt ist. Brüster weiß, dass derzeit viele zu Hause Masken nähen und diese über Online-Portale verkaufen. Er sagt, sein Betrieb könne Masken professionell fertigen, die „Zutaten“ dafür bekomme er auf dem Markt und hohe Stückzahlen seien kein Problem.

Die weißen Masken, die jetzt in Kaldenkirchen produziert werden, bestehen aus hochwertigem Baumwollstoff, der bei 90 Grad in der Waschmaschine waschbar sei. Peter Brüster ist es wichtig, auch bei so einem Artikel auf Qualität zu setzen. Produziert wird seit zwei Wochen. Aktuell sind 5000 Masken fertig. Einige Abnehmer, die ihre Mitarbeiter ausstatten wollen, haben Interesse gezeigt. Brüster berichtet, er habe vor vier Wochen bereits das Kreisgesundheitsamt kontaktiert und bis heute keine Antwort erhalten. Als der Kreis Viersen an Unternehmen appellierte, Masken zu produzieren, meldete sich Brüster. Doch dort habe es geheißen, man habe bereits größere Mengen besorgt und keinen Bedarf mehr.

Im Eingang stehen zwei Kleiderpuppen mit Uniformen. Auch die werden ab und zu bei PB produziert, denn Brüster ist schützen- und karnevalsmäßig in Kaldenkirchen viel unterwegs.

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