Nettetal Textilgeschichte und Natur

Nettetal · Nur wenige Schritte voneinander entfernt befinden sich an der Krickenbecker Allee in Hinsbeck das Textilmuseum "Die Scheune" und das Informationszentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Klein und unscheinbar liegt fast am Ende der Krickenbecker Allee in der Hinsbecker Sektion Hombergen ein kleines Gebäudeensemble. Es ist der Hof eines Tagelöhners, wie sie früher oft in abgelegenen Gegenden standen. Es handelt sich um ein bescheidenes Wohnhaus und um eine kleine Scheune, die ein Kleinod birgt. Denn hier befindet sich das Textilmuseum "Die Scheune".

Der Niederrhein hat im Zusammenhang mit Textil eine reiche Vergangenheit. Bis heute hat er sich vom Niedergang der Industrie nicht erholt, der Strukturwandel ist immer noch im Gange. Ehe sich die Textilindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte, lebten aber schon viele Familien auf dem Land vom Textil. Sie bauten Flachs an, den sie zu Leinen verarbeiteten. Sie färbten, und sie begannen in Hauswebereien mit einer vorindustriellen Fertigung.

Geschichte bewahrt

Der Viersener Textilingenieur Walter Tillmann hat verhindert, dass dieser Teil niederrheinischer Geschichte vergessen wurde. Er hat handwerkliche und kunsthandwerkliche Fertigkeiten erforscht und mit fachkundigen Helfern Anbaumethoden und Verarbeitung ausprobiert.

Die Sammlung im Textilmuseum "Die Scheune" lebt in erster Linie von Aktivitäten. Besucher können sehen, wie einst bestimmte Arbeitsmethoden im Umgang mit Textil angewandt wurden. Künstler stellen in einem sorgsam zusammengestellten Jahresprogramm ihre Arbeiten aus. Oft führen sie auch in Interaktion mit Besuchern ihre praktische Arbeit vor.

Zurzeit beschäftigt sich die noch bis Oktober dauernde Ausstellung unter dem Titel "Brillant Samt für die Welt — Familien- und Fabrikgeschichten aus Lobberich" mit der Familie Niedieck und dem Unternehmen, das später zum Girmeskonzern gehörte.

Von der Scheune aus sind es nur wenige Schritte zum Ufer des Glabbacher Bruches, das irrtümlich auch als "Krickenbecker See" bezeichnet wird. Der See ist eine von vier Austorfungen hier, die die Krickenbecker Seen bilden. In der ehemaligen Badeanstalt befindet sich das Informationszentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Vertonte Diaserien zeigen die Schönheit der heimischen Natur, den Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die Probleme beim Schutz von Wäldern und Seen, Mooren und Heiden. Gerade läuft die Ausstellung "Klasse statt Masse — alte Nutztierrassen und ihr Einsatz für die Landschaftspflege", und soeben begann parallel die Ausstellung "Steinkauz, Storch & Co." des Fotografen Arnd Helbig.

Neben Informationsbroschüren über die Naturschutzgebiete, Bestimmungsliteratur, Büchern zu Naturthemen, Kinderbüchern, Wander- und Radwanderkarten stehen Naturprodukte aus der Region, wie Streuobstwiesen-Apfelsaft, Kraut und Honig, zum Verkauf. Immer beliebter werden die kostenfreien Exkursionen mit den Biologen, deren Termine und Ziele im Internet unter www.bsks.de abgerufen werden können.

(RP)
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