Nettetal Empfohlene Schutzmaßnahmen einhalten

Nettetal · Der Nettetaler Onkologe Jochen Post beantwortete am RP-Telefon die Fragen von Krebskranken zur Corona-Pandemie.

 Der Nettetaler Onkologe Jochen Post beantwortete eine Stunde lang Fragen am RP-Telefon. Gezielt ging es um Fragen von aktuellen wie ehemaligen Krebskranken und ihren Angehörigen, was in Corona-Zeiten zu beachten ist.

Der Nettetaler Onkologe Jochen Post beantwortete eine Stunde lang Fragen am RP-Telefon. Gezielt ging es um Fragen von aktuellen wie ehemaligen Krebskranken und ihren Angehörigen, was in Corona-Zeiten zu beachten ist.

Foto: Onkonett/Lucas Coersten

Hat ein Mensch mit einer Krebserkrankung ein höheres Risiko zu erkranken oder gar zu versterben durch die Covid-19-Pandemie? Jochen Post, Onkologe im Medizinischen Versorgungszentrum Onko-Nett in Nettetal und Viersen sowie onkologischer Oberarzt am Krankenhaus Nettetal, beantwortete am Telefon die Fragen der RP-Leser.

Bei einer Krebserkrankung ist das Immunsystem häufig schon durch die Erkrankung selbst angegriffen. Verschiedene Medikamente, die zur Krebsbekämpfung eingesetzt werden, können diesen Immundefekt noch verstärken, insbesondere bei den Blutkrebserkrankungen (Leukämien, Lymphdrüsenkrebs). Viele intensive Therapien haben darüber hinaus das Potenzial, das Knochenmark zu schädigen und die für das Immunsystem so wichtigen weißen Blutkörperchen zu dezimieren.

Daher, so der Onkologe Jochen Post, sollten die aktuellen Empfehlungen zur Corona-Pandemie seitens der Krebspatienten schon befolgt werden. Ohnehin würden Krebspatienten unter einer Therapie angehalten, größere Menschenmengen zu meiden, auch bei banalen Infektionen im Umfeld Abstand zu halten und Hände- oder Toilettenhygiene einzuhalten. Insofern würden die Empfehlungen zu Corona „uns Onkologen in die Hände spielen“.

So fragte ein Anrufer, ob er denn mit seiner chronischen Leukämie, welche derzeit nicht behandelt würde, in den Supermarkt gehen dürfe. Post konnte ihn beruhigen. In dieser Situation sei eine Zunahme des bestehenden Infektionsrisikos so gering, dass die empfohlenen Schutzmaßnahmen ausreichen würden.

Auf der anderen Seite ist die Krebserkrankung oft bedrohlich, und eine rasche Therapieeinleitung vonnöten. Post: „Was nutzt es, wenn ich aus Angst vor einer Covid-19-Infektion eine notwendige Therapie verschiebe, und der Krebs dann unaufhaltsam fortschreitet.“ Hier ist immer eine individuelle Beratung des Patienten sinnvoll. Der Onkologe ermuntert seine Patienten, mit ihren Sorgen „nicht hinterm Berg zu halten“, sondern diese offen anzusprechen. Dennoch versuche er in seiner Praxis, die Kontakte auf das Notwendigste zu beschränken, denn das „Kontaktverbot“ und die Abstandsregeln gelten auch in der Arztpraxis. Vielleicht muss nicht jede Kontrolluntersuchung sein, kann auch eine Nachsorge mal verschoben werden.

Die Fragen der RP-Leser bezogen sich auch mehrfach auf Krebserkrankungen in der Vergangenheit. Eine Anruferin berichtete über eine Brustkrebserkrankung vor zwei Jahren, ein Patient über mehrere geheilte Krebserkrankungen im Laufe seines Lebens. Hier konnte Post Entwarnung geben. Mit ausreichend zeitlichem Abstand zu einer geheilten Krebserkrankung ist kein erhöhtes Infektionsrisiko zu erwarten. Eine weitere Anruferin berichtete, sie würde wegen einer Brustkrebserkrankung vor sieben Jahren noch mit einer Hormontherapie behandelt und fragte, ob hierdurch ein größeres Risiko bestehe. Auch hier empfahl Post, die Therapie so fortzusetzen, wie bereits geplant. Es gäbe keine Hinweise, dass in dieser Situation ein erhöhtes Risiko in Bezug auf eine Covid-19-Infektion bestünde. Gefragt wurde auch nach Ernährung und allgemeinen Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken. Der Onkologe empfahl hier eine gesunde mediterrane Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie ausreichende Bewegung, ohne sich mit den Maßnahmen zu überfordern. Aber „das sage ich meinen Patienten auch ohne Corona“.

Bereits seit 2011 bietet der Internist Ralph Thoms an seinem Praxisstandort Onkonett am Krankenhaus Nettetal ambulante Tumortherapie an. „Die meisten Patienten bleiben gerne zuhause in ihrer vertrauten Umgebung. Schlafzeiten, Essen, Tagesgestaltung und Besuch müssen sich so keiner Krankenhausroutine unterordnen.“

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