Nettetal Süssmuth: Wir brauchen die Frauen-Union

Nettetal · Rita Süssmuth trat für die Rechte der Frauen ein, galt als streitbare Person. Und wenn es um ihre eigene Überzeugung ging, dann scheute sie auch keine Auseinandersetzungen innerhalb ihrer Partei.

Dass die ehemalige Bundestagspräsidentin, Familienministerin und Frauen-Unions-Bundesvorsitzende auch heute noch eine Kämpferin ist, zeigte sie bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Frauen-Union Niederrhein im Restaurant an den Krickenbecker Seen. Rund 200 Frauen (und eine Handvoll Männer) waren zur Party gekommen. Und es waren viele darunter, die Rita Süssmuth für ihren Mut und ihre Ansichten bewundern. Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende der Frauen-Union NRW, Ingrid Fischbach, gestand freimütig: "Rita Süssmuth war und ist mein Idol."

Dabei hatte es die Professorin für Erziehungswissenschaften nicht leicht, als sie 1981 in die Politik einstieg. "Ich war eine Außenseiterin, eine Quereinsteigerin", sagte sie in ihrer Festansprache. "Ich habe mir viele Schrammen geholt, aber ich habe nichts bereut." Ja, vieles sei ihr damals zu langsam gegangen. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl sei nicht gerade der Pionier in Sachen Gleichberechtigung gewesen. Dennoch sei auch Kohl irgendwann nicht mehr an dem Thema vorbeigekommen. Oft habe Durchsetzung Langmut erfordert, gab Süssmuth zu. "Manchmal habe ich einfach so getan, als hätte ich aufgegeben, und dann bin ich wie ein Maulwurf wieder aufgetaucht."

Bis Vergewaltigung in der Ehe strafbar wurde, gingen 25 Jahre ins Land, so Süssmuth. "Zuerst hieß es immer: Der Staatsanwalt habe im Schlafzimmer nichts zu suchen", berichtete sie. Schließlich habe man einen Bischof als Unterstützer gefunden, und plötzlich ging's. Im solidarischen Zusammenhalt kann man viel erreichen. Das hat die Erfahrung Rita Süssmuth gezeigt. Und das wollte sie auch den Frauen auf der Jubiläumsfeier mitgeben.

Denn es gebe noch viel zu tun — zum Beispiel in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in der Anerkennung der Familientätigkeit für die Rente, in der Bezahlung berufstätiger Frauen und und und. "Wir haben viele hoch qualifizierte Frauen. Lassen Sie sich bloß nicht wie früher sagen, Sie brauchen noch Nachhilfeunterricht. Ohne den konnten wir auch damals schon ehrenamtliche Aufgaben übernehmen. Das durften wir viele Sunden am Tag, ohne Rabenmütter zu sein", sagte Süssmuth.

Ihr Aufruf zum Kampf ohne Härte fand Zustimmung bei den Frauen aus der Niederrhein-Frauen-Union. Die Zusammenfassung von Hermann Gröhe, CDU-Generalsekretär Deutschland war schlicht und klar: "Die CDU ist überhaupt nur eine Volkspartei, weil wir Organisationen haben wie die Frauen-Union." FRAGE DES TAGES

(RP/rl)
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