Nettetal Stunde der Stadtwerke

Nettetal · Die Abkehr von der Atomenergie und gleichzeitige Stärkung erneuerbarer Energien ist eine neue Chance für Stadtwerke. Das Unternehmen in Nettetal setzt auf Öko-Strom und auf Anreize, weniger Energie zu verbrauchen.

Auch für die Stadtwerke Nettetal kam die Abkehr Deutschlands von der Atomkraft sehr überraschend. Ende vergangenen Jahres sah es für Versorgungsunternehmen dieser Größenordnung und Organisation noch düster aus. Die Laufzeitverlängerung der Atomkraft und die Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien durch die Bundesregierung trafen sie hart. Jetzt sieht die Welt wieder anders aus. Stadtwerke gehen gestärkt aus der so genannten Energiewende hervor.

Die Zahl der Kunden, die sehr bewusst mit Energie umgehen wollen und nicht nur auf billige Preise schielen, nimmt nach Angaben von Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Dieling zu. Das Unternehmen bietet jetzt kurzfristig Strom an, der aus purer Wasserkraft erzeugt wird (siehe gesonderter Artikel). Es passt sich aber auch der mit der Katastrophe von Fukushima endgültig veränderten Marktlage an. Das neue Ökostrom-Angebot verknüpfen die Stadtwerke mit der Feststellung, dass der größte Nutzen für die Umwelt damit erzielt werde, wenn es gelinge, die Kunden sensibel zu machen und ihm sinnvolle Vorschläge zu machen, wie er weniger Energie verbraucht.

In den vergangenen zwei Jahren haben die Stadtwerke fast zwei Millionen Euro und damit gut zehn Prozent ihres Anlagevermögens auf dem Gebiet der Stromversorgung in erneuerbare Energien gesteckt. Die Stadtwerke haben sich mit 150 000 Euro an der Biogasanlage der Re-Energie Niederrhein in Schwalmtal beteiligt. Annähernd 1,8 Millionen Euro stecken in mehreren Photovoltaik-Projekten — beispielsweise auf dem Dach der Turnhalle an der Gesamtschule in Breyell, auf den eigenen Gebäudedächern, Zentrum der Hilfe des MHD oder auch Dach der Tagesstätte Bongartzstiftung. Bis zum Jahresende gehen ans Netz Anlagen an der neuen Turnhalle in Kaldenkirchen, in Lobberich (Süchtelner Straße) sowie am Nettebad und am Schulzentrum Kaldenkirchen.

"Völlig überzeichnet" war nach Dielings Angaben der Solarfonds Nettetal I für die Großdach-Anlage auf Stadtwerke-Gebäuden. Die Nachfrage der Bürgerschaft bleibt groß. "Energie wird in nächster Zeit deutlich teurer. Wir können mit weiteren Projekten selbst nur einen geringen Teil produzieren. Aber am effizientesten ist alles, was zum verringerten Energieverbrauch beiträgt", unterstreicht Harald Rothen. Zurückhaltend ist die Position der Stadtwerke zur Biomasse, weil sie nicht problemfrei sei. Vorstellbar ist für Dieling demnächst mehr Stromzukauf aus Windenergie. FRAGE DES TAGES

(RP)
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