Kreis Viersen Studie fordert barrierefreie Wohnungen

Kreis Viersen · Im Kreis Viersen gibt es angeblich einen Investitionsbedarf in Höhe von 146,6 Millionen Euro. Diether Thelen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft des Kreises, sieht aber keinen Grund, das Thema zu dramatisieren.

Nach den Ergebnissen einer Studie fehlen "in den kommenden Jahren rund 9400 altengerechte Wohnungen" im Kreis Viersen. Es sei "höchste Zeit, barrierefreie Wohnungen für Senioren zu schaffen", heißt es weiter. Die Pestel-Studie rechnet vor, dass im Kreisgebiet 146,6 Millionen Euro investiert werden müssten. Diether Thelen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Kreis Viersen (GWG) sieht dagegen "keinen Grund zur Panik". Es werde schon länger vor allem in barrierefreies Bauen investiert. Das sei fast ein Standard für Unternehmen.

Die Auftraggeber der Studie werfen der Politik vor, das Wohnen im Alter als Förderthema zu vernachlässigen. Es sei "dringend notwendig, den Neubau und das Sanieren von altersgerechten Wohnungen stärker zu fördern", verlangt Pestel-Studienleiter Matthias Günther. Denn bis 2025 werde es im Kreis Viersen 13 870 pflegebedürftige Menschen geben. Ziel müsse es sein, das Wohnen in den eigenen Wänden möglichst lange zu ermöglichen, zumal da die Unterbringung in Pflegeeinrichtungen deutlich teurer sei.

GWG-Geschäftsführer Diether Thelen kann keinen so drängenden Bedarf erkennen, der nicht berücksichtigt werde. Seit Jahren seien die öffentlichen Baugesellschaften damit beschäftigt, barrierefreie Neubauten zu errichten oder Wohnungen zu modernisieren und dabei möglichst barrierefrei zu gestalten. "Im älteren Bestand gibt es aber unzweifelhaft Probleme. Meist können wir nur ein Erdgeschoss barrierefrei gestalten, weil beispielsweise nur selten der Einbau eines Lifts möglich ist. Wir verbreitern Türen und gestalten Bäder um. Viel mehr ist technisch und wirtschaftlich nicht darstellbar."

Bei Neubauvorhaben sei Barrierefreiheit selbstverständlich, gerade im Geschosswohnungsbau. Allerdings gingen die Gesellschaften damit dosiert vor. "Es gibt nach außen hin einen Bedarf. Wir haben kürzlich über ein Vorhaben informiert, es kamen auch viele Bürger. Aber wenn es darum geht, das eigene Haus oder die Wohnung zu verlassen und in die barrierefreie Wohnung umzuziehen, halten sich die weitaus meisten zurück. Sie sagen: Wir sind ja noch nicht so weit und warten noch", berichtet Thelen. Die GWG plane und baue nach einem marktgerechten Bedarf. "Da ist die Bandbreite auch bei älteren Menschen sehr groß. Im Prinzip ist barrierefreies Bauen nicht wesentlich teurer, es ist alles eine Frage der intelligenten Planung", unterstreicht der Geschäftsführer. Er sehe jedenfalls zurzeit keinen Grund, die Schlagzahl beim Bau neuer, barrierefreier Wohnungen zu erhöhen. "Wir werden demnächst sehr viele Wohnungen haben. Ob sie ausreichend barrierefrei sind, muss sich zeigen. Aber die Wohnungen werden da sein."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort