Nettetal Steine erinnern an Kinder

Nettetal · Mädchen und Jungen der Gesamtschule Nettetal hatten eine Stolperstein-Aktion in Kaldenkirchen initiiert. Damit wollen sie vor allem an die jüdischen Kinder erinnern, die während des Nationalsozialismus ihr Leben verloren.

 Die Stadt Nettetal und der Bürgerverein Kaldenkirchen unterstützen die Stolperstein-Aktion, die Schüler der Gesamtschule Nettetal initiiert haben.

Die Stadt Nettetal und der Bürgerverein Kaldenkirchen unterstützen die Stolperstein-Aktion, die Schüler der Gesamtschule Nettetal initiiert haben.

Foto: Busch

Am Ende der Veranstaltung zog Wilfried Johnen Julietta Breuer zu Seite: Der Geschäftsführer des Landesverbands der jüdischen Gemeinde Nordrhein dankte der Geschichtslehrerin für Geschichte an der Gesamtschule. Er habe großen Respekt davor, was die Schüler geleistet hätten. Zuvor hatte Gunter Demnig auf dem Gehweg vor den Häusern Fährstraße 3 und Styeler Straße 7 mehrere Stolpersteine verlegt.

Die Initiative dazu hatten die Gesamtschüler ergriffen. Sie hatten 2010 aktiv am Zug der Erinnerung mitgewirkt und sich parallel dazu mit dem Schicksal jüdischer Bürger zunächst in Breyell befasst. Zur Erinnerung — vor allem an die Kinder — initiierten sie die Stolperstein-Aktion.

Gesamte Familie verloren

Heinz-Willi Schmitz vom Bürgerverein berichtete von einem Besuch bei Else Heymann, verwitwete Lion, im Jahr 1989 in Wiesbaden. Sie hatte ihre gesamte Familie verloren. Ihre Schwiegermutter Bertha Lion (77) sprang wenige Tage nach der Zerstörung der Kaldenkirchener Synagoge aus dem Fenster des Hauses an der Fährstraße, auf der Flucht vor SA-Männern. Später lasen Gesamtschüler die Namen von etwa 150 Juden vor, die in Kaldenkirchen, Breyell und Lobberich gelebt hatten. Einer von ihnen war Else Heymanns kleine Tochter Hedi Lion.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte sich Gesamtschulrektor Roland Schiefelbein beim Bürgerverein und der Stadt Nettetal für die Unterstützung des Projektes bedankt. "Ich bin persönlich sehr froh, in einer so offenen Stadt zu arbeiten", sagte er und betonte, dies erleichtere und fördere den Erziehungsauftrag zur Erinnerung an Auschwitz.

Professor Leo Peters schilderte das Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften. Umso erschreckender und schlimmer sei der Ausbruch von Hass und Gewalt gegen die Juden in der NS-Zeit gewesen. Die Schüler gaben einigen der Opfer ein Gesicht, indem sie Fotos der Familien sowie einzelne Porträts und Bilder des ursprünglichen Hauses an der Fährstraße unter den mehr als 100 Anwesenden herumreichten.

Wilfried Johnen berichtete, dass er das Engagement bereits während einer Podiumsdiskussion am Holocaust-Gedenktag erwähnt hatte und dies auch weiterhin tun wolle. Die Schüler trügen zur Erinnerung bei, denn: "Nur wer vergessen wird ist wirklich tot."

(RP)
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