Lobberich Die Kirche soll Priesterweihe auch Frauen ermöglichen

Nettetal · Es wehte ein Hauch von Kirchentag durch die Alte Kirche in Lobberich.

 Pfarrer Stefan Jürgens las in der Alten Kirche.                                      Foto: Jörg Knappe

Pfarrer Stefan Jürgens las in der Alten Kirche.                                     Foto: Jörg Knappe

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

(hb) Eingeladen war mit Stefan Jürgens ein echter Priester, der sein Hirtenamt im westfälischen Ahaus gerne ausübt und ein ketzerisches Buch geschrieben hat: „Ausgeheuchelt“. Sein Verlag Herder bewirbt das Buch mit dem Versprechen „Ein Pfarrer spricht Klartext“. Entsprechend ist das Buch von 2019 bereits in der zweiten Auflage.

Stefan Jürgens las nur ganz wenig aus seinem Buch, dafür trat er mit dem zahlreichen Publikum in der Alten Kirche in einen Dialog. Und zur Unterbrechung sang er zum Keyboard eigene Lieder, wie etwa das an seine beste Freundin – die sich schnell als Ecclesia herausstellt. Und bei der Kirche in Deutschland wie weltweit ist für ihn der Lack ab. Die Basis revoltiere, die Leitung flüchte sich in Spiritualität. Viele Würdenträger lebten den Klerikalismus des 19. Jahrhunderts weiter.

Mit seinem Buch begibt er sich aufs Glatteis. Das weiß der Autor, Er nennt sich kritisch, aber loyal. Priester sei für ihn Traumjob, Berufung, Lebensglück. Mit seiner Kritik wolle er nicht zerstören, sondern eher Mut machen, in der Kirche zu bleiben, sie und das Evangelium neu zu erleben. Die Sehnsucht nach Gott sei ungebrochen. Die Lösung sei weniger Kirche und mehr Jesus. Als Jürgens das Zölibat das goldene Kalb und die Ursünde der Kirche nannte, brandete zum ersten Mal spontan Applaus auf. Und mit der Forderung nach einem Frauenpriestertum als Test für die Glaubwürdigkeit hatte er sein Auditorium restlos gewonnen. Während des Kommunismus‘ habe es durchaus Priesterinnen gegeben. Seine Vision ist eine geschwisterliche Kirche, ein synodaler Weg..

Die Angst vor einer Spaltung sei falsch, die Kirche sei schon längst gespalten in viele Reformer und wenige Traditionalisten, darunter vor allem die Seelsorger selber. Für den Satz, dass es Traditionalisten waren, die Jesus umbringen ließen, gab es ebenfalls Beifall.

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