Nettetal Stadt droht der Bahn mit Ordnungsverfügung

Die Stadt Nettetal hat der DB Netz, einem Tochterunternehmen der DB AG, bis Mitte Januar eine Frist gesetzt: Werden die Schäden in der Straße zum Bahnhof nicht beseitigt, wird die Stadt eine Ordnungsverfügung erlassen und sie auf DB-Kosten reparieren lassen. Die Geduld der Technischen Beigeordneten Susanne Fritzsche ist erschöpft. "Alle Beschwerden darüber, dass die Straße mit Schlaglöchern übersät ist, dass der Gehweg zuwuchert oder es keinen Winterdienst gibt, landen bei der Stadt. Diese Straße ist Eigentum der Bahn. Sie allein ist zuständig", sagt Fritzsche. Am liebsten ließe sie ein Schild aufstellen: "Privatweg, Betreten und Befahren auf eigene Gefahr."

Die Liste der Unzulänglichkeiten, die mit der Straße beginnt, ließe sich schier endlos fortsetzen. Angeblich kontrolliert die Bahn alle Bahnhöfe und deren Umfeld, aber es bestehen Zweifel, dass dies für Kaldenkirchen gilt. Das Unternehmen vergrätzt selbst gutwillige Bürger, die helfen wollen. Der Kaldenkirchener Axel Witzke will als Bahnhofspate nach dem Rechten sehen. Abgesehen davon, dass er sich mehrfach in Erinnerung bringen musste, sollte er einen seltsamen Vertrag unterschreiben. "Man geht wie selbstverständlich davon aus, dass ich kleinere Reparaturen oder Anstricharbeiten auf eigene Rechnung und Kosten ausführe", sagt er.

Der CDU-Ratsherr will sich gerne um den Bahnhof kümmern. Aber die Art und Weise, wie die Bahn mit seinem ehrenamtlichen Angebot umgeht, ist bemerkenswert. Es gingen ein paar E-Mails hin und her, seit Mitte November herrscht – wieder einmal – absolute Funkstille.

Witzke hätte womöglich auch verhindern können, was sich über die Feiertage zutrug: Die Tunnel zu den Gleisen standen nach starken Regenfällen unter Wasser. Das geschah nicht zum ersten Mal. Der Bahn darf man zugutehalten, dass sie eine Pumpe und Leitungen verlegen ließ, um das zu verhindern. Nur – die Konstruktion ist so bizarr, dass sie dauerhaft nicht funktionieren kann. Solche Arbeitsqualität der DB wundert niemanden mehr. Im Internet machen sich Fahrgäste über solche Fehlleistungen lustig, hier nimmt die DB schon lange niemand mehr ernst.

Sehr verärgert ist auch der Vorsitzende des Nettetaler Planungsausschusses, Ingo Heymann. Für die DB befinde sich der einstige Grenzbahnhof Kaldenkirchen ganz am Ende ihrer Schienenstrecken. Dass er aus umgekehrter Perspektive aber den Eingang zu Deutschland repräsentiere, sei den verantwortlichen offensichtlich nicht klar. Heymann sorgt sich, dass der Bahnhof als Teil der Infrastruktur zum Gewerbepark Venete auf ansiedlungswillige Unternehmen abschreckende Wirkung hat. Ihm sei unerklärlich, dass der Personenverkehr mit Bus und Bahn propagiert werde, aber ein Bahnhof derartig vernachlässigt sei. "Kunden der Großbahnhöfe kommen aus der Fläche. Ist der DB nicht bewusst, dass ihre Kunden hier aus und zusteigen?", fragt Heymann.

(lp)
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