Nettetal Spargelbauer und Kerzengießer geehrt

Nettetal · Der erste Eindruck von Matthias Timmermanns war einprägsam, aber nicht prägend. "Er hat mich regelrecht zur Schnecke gemacht", gestand der frühere NRW-Finanzminister Dr. Helmut Linssen. Er erinnerte an ein Erlebnis aus den 1970er-Jahren, da er gerade Generalsekretär der neuen NRW-CDU geworden und stolz darauf war, für die Partei ein Auto mit Behördenrabatt gekauft zu haben. Mit der Rabattaktion war der damals schon für den Mittelstand kämpfende Autohändler Timmermanns überhaupt nicht einverstanden. Linssens Urteil über Timmermanns fällt heute ganz anders aus: "Er war ein fleißiger, zuverlässiger und dem Sozialen verpflichteter Unternehmer, er war dynamisch, energisch und pflegte ein offenes Wort."

 Landrat Peter Ottmann (links), Hubertus Zilkens (von rechts), Helmut Linssen und Thomas Timmermanns gratulieren den Preisträgern Thomas Engels (2. von links) und Willy Bonnacker.

Landrat Peter Ottmann (links), Hubertus Zilkens (von rechts), Helmut Linssen und Thomas Timmermanns gratulieren den Preisträgern Thomas Engels (2. von links) und Willy Bonnacker.

Foto: Franz-Heinrich Busch

An den im Jahre 2000 verstorbenen Politiker und Unternehmer erinnert nun eine Gedenkmedaille, die die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU im Kreis Viersen alljährlich an Unternehmer verleiht, die sich über ihren Beruf hinaus Verdienste um die Allgemeinheit erworben haben. Zum 12. Male fand die Verleihung im Saal Dückers in Leuth statt, dem Wohnort von Timmermanns. Musikalisch begleitet wurde die veranstaltung selbstverständlich vom Pfarrorchester St. Lambertus, das Timmermanns einst mitbegründete und immer tatkräftig förderte. Sohn Thomas folgt dem Vater nicht nur im Autohaus, sondern auch im Vorsitz der Kreis-MIT.

Als den "großen Herrn der kleinen Stangen" stellte Thomas Timmermanns den ersten Preisträger vor. Der Kaldenkirchener Landwirt Wilhelm Bonnacker (67) bewirtschafte mit seiner Familie und zahlreichen Erntehelfern mittlerweile "den größten Spargelhof in Nordrhein-Westfalen", berichtete Thomas Timmermanns. Auf 64 Hektar wird das "weiße Gemüse" angebaut, hinzu kommen Erdbeeren und Himbeeren. Diese wachsen neuerdings auch in einem 10 000 Quadratmeter großen Gewächshaus. Die Familie schafft das längst nicht mehr allein, jedes Jahr werden inzwischen 300 Arbeitsverträge für überwiegend polnische und rumänische Mitarbeiter abgeschlossen. "Die sozialen Einrichtungen für all Ihre Mitarbeiter sind vorbildlich", sagte Timmermanns anerkennend. Er hob auch Bonnackers Einsatz für die Handballer des TSV Kaldenkirchen, als Ortslandwirt und Aufsichtsratsmitglied der einstigen Spar- und Kreditbank hervor. Hier war er allein 37 Jahre tätig.

Die zweite Gedenkmedaille ging an den Kempener Unternehmer Thomas Engels (48), der die seit 1933 in Kempen hergestellten Kerzen inzwischen weltweit verkauft. Ursprünglich Kerzenlieferant für Kirchen, steht das Unternehmen heute da als "Trendsetter leuchtender und duftender Produkte". Mit rund 100 Mitarbeitern wird ein Umsatz von 7 Millionen Euro erzielt. Neuestes Projekt ist in Kempen der Bau einer "Kerzen-Emotionswelt" auf einem 15 000 Quadratmeter großen Grundstück. Ein Auftrag mit viel Renommee war die Lieferung in Installation von 8000 Kerzen für den Papst-Gottesdienst beim Weltjugendtag in Köln. Als vorbildlich stellte Thomas Timmermanns das Engagement von Engels für behinderte Jugendliche, den Schulsport und das Deutsche Aussätzigenhilfswerk heraus.

In seinem politischen Rundum-Blick sagte Linssen zum "Damoklesschwert Euro": "Deutschland wird einen Beitrag zur Rettung Griechenlands zahlen müssen." Das solle lieber jetzt geschehen als nach einem möglichen Crash, "der wesentlich schlimmer aussehen wird". Der NRW-Landesregierung warf er eine "sozial verbrämte" und ausufernde Schuldenpolitik vor: "Wir gehen genau in die andere Richtung — im Gegensatz zu den übrigen Bundesländern."

(RP/ac)
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