Jugendpfleger in Nettetal Jugendlichen Chancen schaffen

Diplom-Sozialpädagoge Dirk Engels leitet das Jugendzentrum Oase in Breyell. Seit 23 Jahren arbeitet er dort.Der 49-Jährige erinnert an die Videoclips der 1990-er Jahre, die Musikgeschmack und Freizeitverhalten junger Leute beeinflussten.

 Jugendarbeiter Dirk Engels arbeitet seit 23 Jahren im Jugendzentrum Oase in Breyell und hat dort mehrere Generationen Jugendliche erlebt.

Jugendarbeiter Dirk Engels arbeitet seit 23 Jahren im Jugendzentrum Oase in Breyell und hat dort mehrere Generationen Jugendliche erlebt.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Nichts zu tun? Von wegen: „Auch wenn das Jugendheim geschlossen ist, gibt es für mich Arbeit genug“, sagt Dirk Engels. Der Leiter der Jugendfreizeiteinrichtung Oase in Breyell hat immer etwas zu planen und organisieren, erst recht in der Corona-Krise: „Ich arbeite mich in ein Programm für ein virtuelles Jugendheim ein, in dem Jugendliche sozusagen online aktiv sein können.“ Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen, doch der Diplom-Sozialpädagoge schränkt ein: „In der Jugendarbeit bleibt ohnehin nichts stetig oder gar langweilig, Änderungen sind an der Tagesordnung.“

Was sich so theoretisch anhört, bedeutet für Engels praktische Pädagogik: „Ich bin jetzt 23 Jahre in der Oase und habe mehrere Generationen von Jugendlichen erlebt, schon von daher wiederholt sich eigentlich nichts.“ Der 49-Jährige erinnert an die Videoclips der 1990-er Jahre, die Musikgeschmack und Freizeitverhalten junger Leute beeinflussten. Ganz anders heute: „Wenn Jugendliche Deutsch-Rapp hören, muss ich manchmal einschreiten, weil einige Texte nicht jugendfrei sind.“ Das passe zu seinem Eindruck, dass ein Teil der Jugendszene „rauer geworden ist“.

Mittendrin in dieser Jugendszene wirkt, unterstützt von seiner Kollegin Eva Cappel, der kräftig wirkende Sozialpädagoge mit fast haarloser Frisur und jünger klingender Stimme. Früher, als Heranwachsender in Waldniel, sei er selbst gern im Jugendheim gewesen. Und heute kümmere er sich in Breyell um die zehn- und neunzehnjährigen Besucher. Manche von ihnen, so Engels, kommen aus Speckerfeld, wo viele benachteiligte Familien, etliche mit Hartz IV, leben“ Solchen Jugendlichen Zukunftschancen zu eröffnen, sei ein Schwerpunkt: „In unserem Jobcafé geht es genau darum“, erklärt Engels. Manchen habe man schon zu Praktika oder gar Ausbildungsstellen verhelfen können. Neben dem Jobcafé gehören Spielekonsole, Internetcafé, Kicker und Veranstaltungen zu den Angeboten der Oase in Trägerschaft des Katholischen Kirchengemeindeverbands Nettetal (KGV).

„Es tut gut, mitzubekommen, wenn Jugendliche, die vom Leben nichts erwarteten, sich später wieder melden und von Beruf und Familie erzählen“, nennt Engels positive Erfahrungen. Negatives gebe es natürlich auch, Drogenprobleme unter Jugendlichen und sogar Selbstmord hat er miterleben müssen. Sozialpädagogen wie Engels müssen mit solchen Erfahrungen umgehen können: „Nach Feierabend, auf dem Heimweg, da komm ich meist runter“, sagt Engels. An ruhigen Abenden zuhause tanke er auf, Urlaube in Frankreich seien Erholung, Abwechslung böten ihm Hobbys wie Motorsport und Geocaching

Unbeschwerte Freizeit, weiß Engels, sei enorm wichtig, besonders für Jugendliche, die es schwer haben im Leben: „Darum würde ich gern noch mehr Freizeitangebote machen.“ Doch dafür sei im vorgegebenen pädagogischen Konzept kaum mehr Spielraum. Auch wenn heute „mehr Büroarbeit als früher“ anstehe, antwortet Dirk Engels auf die Frage, ob er denselben Beruf wiederwählen würde, sofort mit: „Ja!“

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