Nettetal Solidarität auf der Couch

Nettetal · Weit mehr als hundert Nettetaler beteiligten sich an der Protestaktion eines Unterstützerkreises, der verhindern will, dass die Roma-Familie Isufovic nach Serbien abgeschoben wird. Die Petition liegt zurzeit auf Eis.

 Mitglieder der Familie Isufovic stellten sich auf dem "Solidaritäts-Sofa" Fragen von Passanten. Viele entschieden sich spontan, die Familie zu unterstützen, damit sie hierbleibt.

Mitglieder der Familie Isufovic stellten sich auf dem "Solidaritäts-Sofa" Fragen von Passanten. Viele entschieden sich spontan, die Familie zu unterstützen, damit sie hierbleibt.

Foto: Busch

Die von der Abschiebung bedrohte Familie Isufovic und ihre Helfer hatten zunächst Mühe, den richtigen Standort für ihre Protest- und Solidaritätsaktion zu finden. Die Gruppe irrte etwas orientierungslos durch die Fußgängerzone, in der Aktions- und Informationsstände zum Tag der Behinderten aufgebaut waren. Doch schließlich war ein Standort gefunden, unter dem schützenden Dach eines Pavillons wurde ein Sofa gestellt, auf dem Gespräche geführt und Auskunft gegeben wurden.

"Ich möchte dass die Familie Isufovic in Deutschland bleibt, weil ich mich gerne mit Almir angefreundet habe", schrieb Niclas Erdmann. Er war einer der vielen, die ihre Solidarität mit der Familie bekundeten. Nur einer schaute staunend in die Welt: Marvin Isufovic wurde am 8. Januar in Viersen geboren. Ihm und der Schwangerschaft seiner Mutter hat die Familie zu verdanken, dass sie nicht schon Ende 2011 das Land verlassen musste. Landrat Peter Ottmann hatte die fertige Verfügung vor Weihnachten ausgesetzt.

"Wir mussten handeln"

Ein Unterstützerkreis um Pfarrer Dr. Matthias Engelke verfasste eine Petition. Ob sie bis zur Bildung des neuen Landtags im "ständigen Ausschuss" am 20. Mai behandelt wird, ist ungewiss. "Wir mussten handeln und haben uns für die heutige Demo entschieden", erklärte der Pfarrer. Mehr als 60 Passanten ließen sich mit der Familie auf der Couch fotografieren, doppelt so viele füllten eine Karte mit der Forderung nach Bleiberecht aus. "Das Interesse übertraf unsere Erwartungen. Die Nettetaler sind sehr aufgeschlossen", so Engelke.

Sollte die Familie nach Serbien müssen, wollen die Unterstützer ihr beim Start helfen. "Wohnung, medizinische Hilfe, Arbeit und Schule müssen dort geregelt werden. Es gibt kein dichtes soziales Netz wie in Deutschland", erklärte der Pfarrer. Er hat Kontakt zum Netzwerk "Church and Peace" in Serbien. Es soll die Familie betreuen, Nettetaler wollen in Serbien Ankunft und Behandlung der Familie durch Behörden dokumentieren. Zunächst aber will der Unterstützerkreis die Abschiebung nach Serbien unbedingt verhindern.

Vater Isufovic ist Schweißer. Er fände hier sofort Arbeit, wenn er die Erlaubnis hätte. Die Familie kam 1991 im Bürgerkrieg nach Nettetal. Sie bekam Bleiberecht und eine Arbeitserlaubnis. Als der Vater seiner Frau schwer erkrankte, kehrte die Familie zurück nach Kosovo. Sie pflegte den Mann bis zu seinem Tod. Als Roma wurde die Familie schikaniert. Anfang 2011 flüchtete die Familie nach Nettetal. Doch wurde hier die Abschiebung nach Serbien eingeleitet, weil sie im kosovarischen Grenzgebiet lebte und deswegen serbische Pässe hat.

(le-)
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