Nettetal So viele Vögel wie bei Alfred Hitchcock

Nettetal · In riesigen Schwärmen veranstalten Dohlen mit ihren Jungvögeln Erkundungsflüge über Kaldenkirchen und Hinsbeck.

Alfred Hitchcock lässt grüßen: Schwarz vor Vögeln ist seit etlichen Tagen abends oft der Himmel über Kaldenkirchen. Ein riesiger Schwarm kreist, driftet auseinander und zieht sich wieder zusammen, dreht ab, kommt wieder. Dazu ein ohrenbetäubendes Gekrächze. Menschen auf den Straßen bestaunen das Schauspiel, eine Anwohnerin ruft vom Balkon: "Das ist ja wie im Film, so viele Krähen, irgendwie bedrohlich!"

Doch anders als in Hitchcocks Thriller "Die Vögel" geht von diesen Rabenvögeln keine Gefahr aus: "Da fliegen Dohlen, das Phänomen ist auch in Hinsbeck und anderen Orten am Niederrhein zu beobachten", sagt Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Und was die Dohlen in diesen Tagen abends veranstalten, sei eine Art Unterricht am Himmel. "Da schwärmen die Elternvögel mit den Jungen aus, zeigen und erklären ihnen sozusagen das Revier mit Schlafstätten, Brutplätzen und Nahrungsquellen", schildert die Biologin.

Da die kleinen Rabenvögel sehr gesellig seien, kämen für die wenige Minuten langen Rundflüge oft Hunderte Dohlen zusammen. Die übrigens von unten wie riesige Mückenschwärme wirken. Vor allem ab dem Spätsommer ist dieses Phänomen der riesigen Schwärme wie jetzt in Kaldenkirchen und Hinsbeck zu beobachten. Eigentlich ist ab Mitte September der Spuk längst vorüber, doch wenn es wie derzeit tagelang regnet, verschieben die Dohlen ihre Rundflüge. Und sind daher noch mitunter jetzt oben unterwegs. Dohlen wie in Kaldenkirchen sind allerdings andernorts nur noch selten anzutreffen. Denn der Rabenvogel ist, so Pleines, vielerorts gefährdet, weil Nistmöglichkeiten an größeren Gebäuden oder in alten Bäumen fehlen. "Am Niederrhein aber haben wir noch größere Bestände, die etwa in Kaldenkirchen gern am Markt schlafen", freut sich die Biologin.

Anders sehe es bei den größeren Saatkrähen aus, mit denen Dohlen oft verwechselt würden: "In Mönchengladbach sind noch einige Brutpaare, sonst kaum in der Region. Mehr Saatkrähen finden wir erst wieder im Kreis Kleve." Probleme mit den als nützlich geltenden Dohlen gibt es höchstens mal, wenn ihre Nester Kamine verstopfen. "Zurzeit aber fressen sie vor allem Insekten, was uns freuen sollte", meint Stefani Pleines. Und wo sich Nahrung gut finden lässt, zeigen Dohlen eben ihren Jungen bei den abendlichen Rundflügen. Was für Menschen dann so aussehen kann wie eine Gruselszene aus dem berühmten Hitchcock-Film. Wobei die Kaldenkirchener Dohlen Gott sei Dank harmlos sind.

(jobu)
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