Einrichtung des Landessportbunds in Nettetal Vom Hitler-Jugend-Lager zum modernen Sport-Dorf

Nettetal-Hinsbeck · Heute ist das Sport- und Erlebnisdorf des Landessportbundes in Hinsbeck ein Ort, an dem Schulkassen, Gruppen aus Sportvereinen und Familien Freizeit mit viel Bewegung verbringen. Am Anfang standen einst aber Sommerzeltlager der Hitlerjugend.

 Das Sport- und Erlebnisdorf des Landessportbunds ist heute eine Einrichtung, die Gästen einigen Komfort bietet.

Das Sport- und Erlebnisdorf des Landessportbunds ist heute eine Einrichtung, die Gästen einigen Komfort bietet.

Foto: Daniela Buschkamp

30 Ferienhäuser, ein Haus für Betreuer, eines für Seminargruppen, eine Zweifach-Sporthalle und einer Kletter- und Trampolinlandschaft, dem Bewegungszentrum „Flip Hop“ – das Sport- und Erlebnisdorf des Landesportbundes (LSB) auf den Hinsbecker Höhen ist eine Kostenpflichtiger Inhalt attraktive Adresse für Klassenfahrten und Sportvereine, Fortbildungen, Seminare sowie Familien- und Ferienfreizeiten. Bis 2014 wurde es Jugendferiendorf Hinsbeck genannt. Seine Geschichte reicht sehr viel weiter zurück.

Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, sich in Hinsbeck um Touristen zu bemühen. Dank der Krickenbecker Seen und der großen Naturflächen auf den Höhen hatte das auch schnell Erfolg. 1934 folgte eine große Steigerung, über die die Presse berichtete: „Über 6.000 Hitlerjungen werden hier Sommeraufenthalt nehmen. Auf unseren Höhen werden von der Hitlerjugend zwei Sommerzeltlager errichtet werden, und zwar eins am Landschulheim und das andere auf dem Sportplatz der Rhenanen.“ Dieser Sommeraufenthalt für die städtische Jugend wurde in den folgenden Jahren beibehalten. 1937 übernahm die NS-Gruppe „Kraft durch Freude“ die Organisation, deren Arbeit mit Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt wurde.

Unter anderen Vorzeichen gab es 1951 neue Aktivitäten – mit einem ständig aufgebauten Zeltlager inklusive Küchenzelt des Landessportbundes auf der noch heute genutzten Fläche. 1955 folgte der Bau eines festen Gebäudes mit Platzwartwohnung, Küche und einer kleinen Turnhalle. Letztere stand auch den Hinsbecker Vereinen zur Verfügung. Einen Monat später zogen die ersten 150 Jugendlichen in die weißen, für sechs Personen eingerichteten Zelte, ein. Als Schlafstätten dienten Luftmatratzen, die auf Holzrosten ruhten.

Ein Foto aus den späten 1930-er Jahren: Die Hitler-Jugend traf sich zu Zeltlagern auf den Hinsbecker Höhen.

Ein Foto aus den späten 1930-er Jahren: Die Hitler-Jugend traf sich zu Zeltlagern auf den Hinsbecker Höhen.

Foto: Heinz Koch

1962 wurde die Hälfte des Zeltplatzes an den Kreis verkauft, das Kreisjugendamt nutzte sie als Jugendzeltplatz. Der Landessportbund behielt eine Hälfte des Zeltplatzes sowie das Gebäude mit Küche und Turnhalle. Die Halle wurde 1974 zu einem Tages- und Speiseraum umgebaut und neben den Zelten ein Betreuerhaus errichtet. Ein Jahr später wurden anstelle der alten 15 Zelte 15 Holzhäuser errichtet, sowie auf einem neuen Rasen eine Sitzgruppe mit Grillplatz und Spielfelder angelegt. 1977 übergab der Kreis seinen Teil des Zeltplatzes zurück an den Landessportbund. Drei Jahre später ließ dieser die 15 noch vorhandenen alten Zelte durch weitere 15 Holzhäuser ersetzen. Hinzu kamen ein zweites Betreuerhaus und eine moderne Großküche.

Um die gestiegenen Erwartungen der Jugendlichen zu befriedigen, wurde das Feriendorf 1990 großzügig ausgebaut. Neben den 30 Holzhäusern entstand eine Doppelturnhalle mit Lehrschwimmbecken. Dagegen protestierten insbesondere die Naturschützer. Um deren Bedenken Rechnung zu tragen, wurde die Turnhalle zu zwei Dritteln in den Boden gebaut. In einem Anbau wurden dazu zehn Doppelzimmer für Betreuer erstellt.

Da die zeltförmigen Holzhäuser von 1975 und 1980 ohne Komfort und sanitäre Anlagen waren, wurden sie im Jahr 2000 abgebrochen. Stattdessen baute man Doppel-Ferienhäuser, alle mit Aufenthaltsraum, Toilette und Dusche. Die Schlafräume mit acht Betten befinden sich unter der Dachschräge. Gleichzeitig wurde die Küche erweitert, Personalräume errichtet und die gesamte Außenanlage erneuert. Damit hatte man nun ab Juni 2001 Platz für 240 Kinder mit Begleitpersonal und war mit über 15.000 Übernachtungen das größte Feriendorf des Landessportbundes.

Um 2015 wurde festgestellt, dass das Lehrschwimmbecken, dass auch von Nettetaler Vereinen genutzt wurde, marode geworden war. Da es von den Besuchern nur noch wenig genutzt wurde, entfernte man es und erbaute stattdessen einen Bewegungsraum mit Rutschen, Klettergebirgen und Tunnelsystemen, der 2019 unter dem Namen „Flip Hop“-Halle freigegeben wurde. Dieser Raum hat sich, neben der Doppelturnhalle, als Anziehungspunkt für die Jugend etabliert.