Nettetal Senioren kochen ihr perfektes Dinner

Nettetal · Hildegard Paulissen kocht mit Bewohnern des Altenpflegeheims Curanum in der dortigen einstigen Zentralwäscherei. Statt als rüstige Rentnerin zu Hause zu sitzen, engagiert sie sich lieber und rief die Kochgruppe ins Leben.

 Am großen Tisch in der Mitte der ehemaligen Waschküche essen die Bewohner des Altenheims das, was sie zuvor mit "Chefin" Hildegard Paulissen (roter Pullover) gekocht haben.

Am großen Tisch in der Mitte der ehemaligen Waschküche essen die Bewohner des Altenheims das, was sie zuvor mit "Chefin" Hildegard Paulissen (roter Pullover) gekocht haben.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Seit gut fünf Jahren ist Hildegard Paulissen immer wieder mittwochs in der ehemaligen Waschküche des Altenpflegeheimes Curanum anzutreffen. Ab halb zehn morgens duftet es aus der einstigen Zentralwäscherei statt nach Waschpulver nach Essen. Am großen Tisch in der Mitte des Raumes sitzt eine Gruppe von Bewohnern des Altenheimes und wartet auf ihre "Chefin". Mit ihr gemeinsam bilden sie die Kochgruppe: Seniorinnen und Senioren, die sich abwechselnd nach Wohnbereich wöchentlich zum Kochen im Erdgeschoss treffen.

Unterstützung bekommt Hildegard Paulissen, die bis zu ihrer Pensionierung im Pflegedienst des Curanums tätig war, von Inge Paschmanns, die stundenweise in der Betreuung aushilft und sich um passende Dekorationen zu anstehenden Festivitäten kümmert. Auch Hildegard Paulissen kann nicht loslassen, "nichts tun wollte ich nach meiner Pensionierung nicht und die alte Waschküche stand leer, da habe ich den Vorschlag gemacht, hier eine Küche einzurichten", erzählt die rüstige "Rentnerin".

Bei Hildegard Paulissen in der Küche hat jeder seine Aufgabe: Heute steht Schweinebraten mit Rothkohl und Knödel und auf dem Speisenplan. Und als Nachspeise gibt es "Schneegestöber", darauf freuen sich die Senioren am meisten. "Das schmeckt besonders lecker", weiß Hildegard Pohl, die heute die Zutaten vermengen durfte. Für Hildegard Paulissen ist es immer wieder schön, gemeinsam mit den Senioren zu kochen. Und wenn es die gute, alte Hausmannskost gibt, schmeckt es noch mal so gut.

Und nicht nur das Essen erinnert an die alte Zeit: Auf einem Regal steht eine alte Kaffeemühle, ein altes Sieb, Töpfe, ein Fleischwolf und altes Geschirr, Sammeltassen, Teller mit Goldrand, Kristallgläser. Es sind alles Gegenstände, die die Senioren noch aus ihren eigenen Wohnungen kennen. Ob Kohlrabi, Bohnen, falsches Kotelett, Rot- oder Grünkohl und Möhrengemüse, gekocht wird hier in der Seniorenküche alles, was früher einmal auf den Tisch kam. "Es sind die Gerüche, an die sich die Senioren erinnern", so Inge Paschmanns. "Hahn im Korb" sind heute Jan Liedjens und Willi Krieger. Die beiden Senioren warten schon auf das Essen, "riechen tut es schon gut", bestätigen beide. Und vom Geruch angezogen, lässt sich auch "Hausmeister" Günter Rausch in der Seniorenküche blicken. "Er ist unser Chefvorkoster", lacht Hildegard Paulissen. Gespült wird nach dem Essen gemeinsam, "ohne Spülmaschine, von Hand", so Gertrud Sobek, die die Zwiebelspezialistin unter den Senioren ist. "Wenn ich Zwiebel schäle, muss ich gar nicht weinen", sagt sie stolz. Eingekauft wird wöchentlich von Hildegard Paulissen frisch auf dem Bauernhof. Jetzt freut sie sich schon auf das nächste Kochen, denn sich nicht für andere zu engagieren, ist für Hildegard Paulissen undenkbar.

(RP/ac)
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