Buslinie 1 Leere Busse zwischen Nettetal und Venlo

Kaldenkirchen · Knapp zwei Jahre nach der Einführung wird die Buslinie 1 nach Venlo auf deutscher Seite kaum genutzt. Noch immer bietet der niederländische Linienbetreiber Arriva kein Semesterticket für Studenten an.

 Anwohner Stefan Maesmanns ärgert sich über die leeren Busse nach Venlo.

Anwohner Stefan Maesmanns ärgert sich über die leeren Busse nach Venlo.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Stefan Maesmanns sieht täglich Geisterbusse. So bezeichnet der Kaldenkirchener die Busse, die zwischen Kaldenkirchen und Venlo unterwegs sind. Und sarin sitzt in der Regel, wenn sie an seinem Zuhause an der Klemensstraße vorbeifahren, nur ein Mensch  – der Busfahrer, berichtet Maesmanns: „In meinen Augen ist es ein völliger Missstand.“

Es sei eine Buslinie eingerichtet worden, bei der im Halbstundentakt gefahren wird, „aber kaum ein Mensch nutzt dieses Angebot“, sagt Maesmanns. „Das kann doch nicht sinnig sein.“ Seit Dezember 2016 verbindet die Buslinie 1 Kaldenkirchen mit Venlo. Die modernen Elektrobusse fahren bis zur dortigen Fontys-Hochschule. So waren sie  insbesondere für Studenten gedacht, damit diese nicht von Kaldenkirchen mit dem Auto zur Hochschule fahren und dort auf Parkplätze suchen müssen.

Doch die Linie wird von Studenten nicht angenommen. Die einfache Fahrt mit drei Euro ist zu teuer. Ein Semesterticket, das das Pendeln mit dem Bus für sie günstiger und attraktiver machen würde, gibt es nach knapp zwei Jahren immer noch nicht. Schon im Juli 2017 teilte der niederländische Linienbetreiber mit, dass die Auslastung des grenzüberschreitenden Streckenabschnitts zwischen Tegelen und Kaldenkirchen nicht zufriedenstellend sei. Allerdings: „Der übergroße Teil der Linie 1 verläuft auf niederländischer Seite als Hauptachse des Venloer Stadtnetzes und ist dort entsprechend stark nachgefragt“, lautete die Erklärung aus der Presseabteilung.

Doch auch Arriva weiß, dass die Zielgruppe, die diese Linie am meisten nutzen könnte, die Studenten sind. „Wir sprechen mit der Fontys-Hochschule über ein Semesterticket für die Studenten, was die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und dieser Linie befördern würde“, sagt eine Sprecherin. In Aachen sei es kürzlich gelungen, eine Einigung über den Einsatz eines Semestertickets zu erzielen. „Die Vorbereitung hat auch in Aachen einige Zeit in Anspruch genommen“, sagt die Arriva-Sprecherin. „Die Gespräche darüber mit Fontys sind noch nicht abgeschlossen.“

Damit die Linie auf deutscher Seite besser angenommen wird, gibt es in Nettetal bereits eine Änderung: Es ist eine zusätzliche Haltestelle an der Poststraße eingerichtet worden. Dort sind mehrere Discounter, ein Vollsortimenter und weitere Geschäfte angesiedelt. Die Nettetaler Stadtverwaltung begrüßt die neue Haltestelle. „Gerade ältere Bürger können den Bus jetzt gut für einen Einkauf nutzen“, sagt Stadtsprecher Jan van der Velden. Die zusätzliche Haltestelle sei auch vor dem Hintergrund des angrenzenden Gewerbegebiets Nettetal-West wichtig. „Dort ist es zu namhaften Ansiedlungen gekommen, und es könnte zukünftig wahrscheinlich auch zu einer Nutzung der Linie durch Mitarbeiter der dort angesiedelten Unternehmen kommen“, blickt van der Velden in die Zukunft.

Stefan Maesmanns ist indes gespannt, wie sich das seit Langem angekündigte Semesterticket auf die Auslastung der Buslinie auswirken könnte. Dass zusätzliche Haltestelle an der Poststraße für mehr Fahrgäste sorgt, habe er an der Klemensstraße noch nicht feststellen können, berichtet er. Nach wie vor fahren die Busse nahezu leer an seinem Haus vorbei.

Warum die Planungen für ein Semesterticket so viel Zeit in Anspruch nehmen, ließ Arriva offen. Auch zu möglichen Preisen für das Semesterticket schweigt sich das Unternehmen noch aus. Viele Studenten haben derweil Fahrgemeinschaften gebildet, da seit Einführung der Linie 1 das von der Hochschule ins Leben gerufene Shuttle-Angebot eingestellt wurde. Das kostete pro Semester damals 50 Euro und war sehr beliebt.

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