Nettetal Schutzengel der Kinder

Nettetal · Elternlotsen sichern seit vielen Jahren in Leuth den Schulweg ihrer Kinder. Es gibt hier keine weiterführende Schule und Schüler, die für Lotsendienst alt genug wären. Also engagieren sich die Eltern.

Hildegard Schmidt und Herbert Matthies sind nicht zu übersehen. Die beiden Leuther tragen orange-farbige Umhänge über ihre sommerliche Kleidung. Beide halten eine Kelle in Händen, deren Mitte signalrot leuchtet. Im Schatten des wuchtigen Turms von St.-Lambertus sorgen sie für die Sicherheit der Leuther Grundschüler.

Weil es keine weiterführende Schule gibt, lotsen Eltern ihre Kinder zur Grundschule. "Dieter Bach, der Verkehrsberater der Polizei, bittet bei Elternabenden, dass Mütter oder Väter den Schulweg sichern", berichtet Hildegard Schmidt. Seit drei Jahren ist sie Elternlotsin. Ihr Sohn Fabian ist gerade in die vierte Klasse gekommen. "Dieses Jahr noch, dann wechselt er. Ich mache am Ende des Schuljahrs Schluss", sagt sie. Herbert Matthies ist heute durch Zufall hier. "Meine Frau Anette macht das eigentlich. Aber ich habe Urlaub, und sie arbeitet heute. Also stehe ich jetzt hier."

Erstaunlich viel Verkehr

Die beiden haben eine Menge Arbeit. Denn das beschauliche Leuth durchqueren morgens erstaunlich viele Autos. Man fährt zur Arbeit, erledigt Einkäufe oder hat andere Ziele. Hin und wieder rattert ein Trecker über den Hampoel, wo die Schule steht. Die meisten Kinder kommen müssen den Buscher Weg überqueren, der vor der Kirche auf Dorfstraße und Hampoel trifft.

Er ist nicht nur für Kinder gefährlich. "Man kann von hier aus die Dorfstraße und die Locht dahinter nicht einsehen, weil die Straße eine leichte Biegung macht", sagt Herbert Matthies und reckt den Hals. Der Polizeibeamte Dieter Bach hat Leuths Schulkindern verboten, auf der nördlichen Seite den Hampoel hochzugehen und vor der Schule die Fahrbahn zu queren. Die Elternlotsen leiten Kinder aus Richtung Dorfstraße/Locht daher zu sich herüber. Dann überqueren sie unter dem Schutz der Lotsen den Buscher Weg auf die richtige Seite des Hampoels. Der Weg ist zwar umständlich, aber tatsächlich viel sicherer.

Die Kinder befolgen wie selbstverständlich Anweisungen der Lotsen. "Sie sind es gewohnt, mit unserer Hilfe die Straße zu überqueren", erzählt Hildegard Schmidt. Erwachsene zeigten weniger Einsicht. "Eben noch ist eine Frau aus Richtung Breyell mit einem Tempo in den Ort hineingerauscht – das war mehr als grenzwertig", sagt sie.

Wieder haben sich en paar Kinder gesammelt, die Lotsen warten ab einige Autos ab. Dann leiten sie die Kinder über die Straße. Von Busch her näherte sich ein Kleinwagen, am Steuer eine jüngere Frau. Sie muss offensichtlich lange überlegen, ob sie vor der Kelle anhält. "Puh, hast du den Blick gesehen?" fragte Hildegard Schmidt Herbert Matthies. Der nickt. "Ich glaube, man macht sich nicht nur Freunde mit Lotsendienst", sagt er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort