Nettetal „Der ganz normale Wahnsinn“

Breyell · Große Abschiedsfeier von einem Schulsozialpädagogen. Nach 18-jähriger Tätigkeit an der Gesamtschule Nettetal verlässt Wolfgang Foltien Nettetal. Über die Praxis intensiver Schulsozialarbeit hat er jetzt ein Buch geschrieben.

 Schulsozialpädagoge Wolfgang Foltien ist an der Gesamtschule Nettetal verabschiedet worden.

Schulsozialpädagoge Wolfgang Foltien ist an der Gesamtschule Nettetal verabschiedet worden.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Eltern und Lehrer begegnen sich trotz des gemeinsames Erziehungsauftrages traditionell eher als Konkurrenten oder Gegner. Im Falle von Problemen oder sogar eines Scheiterns an der Schule seien Schuldzuweisungen keine Seltenheit. So sieht es ein Mann der Praxis in seinem Buch, das so wunderbar mit „Der ganz normale Wahnsinn“ überschrieben ist. Der Schulsozialpädagoge Wolfgang Foltien ist an der Gesamtschule Nettetal nach 18 Jahren ausgeschieden. Und wenn man sich umhört, muss er ein äußerst beliebter und erfolgreicher Sozialpädagoge gewesen sein.

Seine langjährigen Erfahrungen an verschiedenen Schulen hat er in diesem Buch für ein breites Publikum aufbereitet. Er will damit auch die tradierten Vorbehalte gegen Schulsozialarbeit angehen. Foltien beobachtet aber auch die aktuelle Entwicklung, dass sich Schulgemeinden zunehmend als „Bündnis der Rat- und Hilfsloigkeit“ verstehen. Verschwiegen werden nicht die unterschiedlichen finanziellen, kulturellen und sozialen Startvoraussetzungen in den verschiedenen Familien, aber auch nicht die unterschiedliche Ausstattung der Schulen mit zukunftsfähigen Konzepten, Räumlichkeiten, Arbeitsmaterialien und einer angemessenen Personalversorgung.

„Die sind ja so schwierig, das ist doch Wahnsinn!“ In diesem Stoßseufzer seien sich Eltern und Lehrer weitgehend einig. Der Schulsozialpädagoge weiß aus seinem Alltag, die Erziehung von Kindern und Jugendlichen stelle eine große Herausforderung dar. Dazu komme der enorme Leistungsdruck der Gesellschaft.

Im Gespräch bezeichnet Wolfgang Foltien seine Erinnerung an 18 Jahre Tätigkeit an der Gesamtschule Nettetal im Nachhinein als eine große Herausforderung, verbunden mit sehr viel Spaß. Die Zusammenarbeit mit allen Lehrern, den Sonderpädagogen, aber auch mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern, war für ihn die Basis für eine erfolgreiche Beratungstätigkeit.

Sein großer Traum konnte in seiner Amtszeit verwirklicht werden mit einer europäischen Zusammenarbeit von drei Schulen aus dem Socrates-Projekt. In Verbindung mit  Schulen aus Frankreich, England und Polen wurde ein großartiges Projekt geschaffen, das weit über die Grenzen Nettetals hinaus bekannt wurde. Das werde ihm immer in Erinnerung bleiben, so der Sozialpädagoge. Wolfgang Foltien betonte, dass er in den 18 Jahren an der Gesamtschule Nettetal immer großes Vertrauen in die Schülerinnen und Schüler gehabt hätte, aber auch zu den Eltern hin. „Konflikte, Erinnerungen, Freundschaften lassen mich mit einer großen Dankbarkeit aus Nettetal scheiden.“

Der heute 54-jährige Schulsozialpädagoge,  in Heiligenhaus im Kreis Mettmann geboren, hat mit 19 Jahren eine Ausbildung als Krankenpfleger in Duisburg absolviert. Von 1989 bis 1991 studierte Wolfgang Foltien Sozialpädagogik in Essen.  1995 wurde der Schul-Pädagoge angestellt beim Landesdienst der Bezirksregierung. Später wurde er dann Fachberater an der Gesamtschule in Kevelaer. Im Jahr 2002 ist Wolfgang Foltien zur Gesamtschule Breyell gekommen. Nach 18 Jahren in Nettetal kann er in diesem Jahr auch sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiern. Wolfgang Foltien wohnt in Kevelaer-Twisteden, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.  Sein großes Hobby sind lange Spaziergänge mit seiner Frau und dem neunjährigen Border-Collie. Spaziergänge an der Nordseeküste sind sehr beliebt, und die ganze Familie treibt gern Wassersport.

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