Nettetal Schöner Wohnen am See

Nettetal · Am Südufer des Nettebruchs in Lobberich soll ein kleines Wohngebiet entstehen. Allerdings schlummern hier industrielle Altlasten wie Schwermetalle und wohl auch Cyanide im Boden. Kurt Schmidt will alles aufbereiten.

Kurt Schmidt hat seinen Plan, am südlichen Ufer des Nettebruchs in Lobberich ein "Bordinghouse Suiten-Hotel" zu bauen, längst aufgegeben. Stattdessen will er eine "kleines, aber feines" Wohngebiet entwickeln. Im Gegensatz zum eher schleppenden Absatz von Baugrundstücken im gesamten Stadtgebiet sieht er hier eine Chance. "Ich habe mich in meinem Kundenkreis umgehört und könnte ruckzuck verkaufen."

Die Sache hat allerdings Haken. Im Boden schlummern auch hier Altlasten aus Lobberichs industrieller Vergangenheit. "Es sind vermutlich Überreste aus dem Gaswerk, das auf dem Niedieckplatz am Nordufer des Windmühlenbruchs stand, sowie weitere Schadstoffe der Fabriken nebenan", bestätigt der Leiter der unteren Wasserbehörde beim Kreis, Dieter Kumstel. Kurt Schmidt hat für die notorisch klamme Stadt vor drei Jahren eine Gefährdungsabschätzung anfertigen lassen. Gegenwärtig gehe von der Altlast im Boden keine akute Gefahr aus. Allerdings liegen Schwermetalle im Boden. Soll hier gebaut werden, kann das nicht ohne Aufbereitung gehen. "Es dürfte allerdings reichen, oberflächennahe Schadstoffe zu beseitigen", meint Kumstel.

Der andere Haken sind die Bäume. Schmidt hat das einstige Ausflugslokal Ludwigs erworben. Es gehörte zuletzt dem Bistum Aachen, das hier eine Jugendeinrichtung plante, aber nicht verwirklichen konnte. Zu Beginn der 1990er-Jahre gab die Stadt den Weg frei für den Bau des Hotelprojekts. Doch Schmidt fand nie einen Investor, die Fläche blieb eine Brache. So wuchsen die Bäume kräftig heran – für die Grünen ein Grund, sich im Augenblick einer Wohngebietsplanung in den Weg zu stellen. "Wir wollen nicht die Bäume der Bebauung opfern", erklärte Guido Gahlings im Planungsausschuss.

Sollen sie auch nicht, sagt Kurt Schmidt – im Gegenteil. "Es wäre jammerschade, die Bäume abzuholzen. Sie sind im Zusammenwirken mit dem See die Attraktion eines anspruchsvollen Wohngebiets, da holzt man doch nicht ausgerechnet die großen Bäume ab." Das Problem ist die Altlast. "Viele Bäume stehen auf der Altlast. Packt man etwas an, müssen sie weichen."

Lange verhandeln will Schmidt nicht. Er will die Altlast entfernen lassen. Die Kosten werden auf 1,4 Millionen Euro geschätzt. "Als Privatunternehmer kann ich günstigere Ausschreibungsergebnisse erzielen als eine Behörde." Dass zuständige Fachbehörden die Sanierung begleiten, sei selbstverständlich. "Da kann man nichts vertuschen." Fachleute sähen die Gefahr, dass Schadstoffe auswaschen und ins Nettebruch laufen. "Das muss verhindert und ordentlich saniert werden." FRAGE DES TAGES

(RP)
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