Leuth Literarischer Salon in Leuth: Erst Thelen, dann Tatort

Nettetal · Die Schauspieler Anna Schudt und Moritz Führmann lasen beim Salonfestival in Leuth.

 Die Schauspieler Anna Schudt und Moritz Führmann, eingerahmt von der Familie Thelen, links Werner Thelen, rechts Anton und Sibilla Thelen.    

Die Schauspieler Anna Schudt und Moritz Führmann, eingerahmt von der Familie Thelen, links Werner Thelen, rechts Anton und Sibilla Thelen.    

Foto: Heribert Brinkmann

Die Veranstaltung war lange im Voraus ausgebucht. Kein Wunder, sind die Schauspieler Anna Schudt und Moritz Führmann doch aus Theater und Fernsehen bekannt. Führmann gehört dem Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses an, Anna Schudt spielt seit 2012 im Dortmunder Tatort mit. Die Folge „Monster“ mit ihr als Kommissarin lief noch am selben Abend.

Das Salonfestival lädt bundesweit Künstler, Denker, auch mal Politiker in private Räume ein, vom Wohnzimmer bis zu Praxen und Geschäftslokalen. Bei Thelen Drifte, „einem der schönsten Küchenstudios Deutschlands“ (Anton Thelen) fanden über hundert Besucher Platz, Stühle gab es bei Thelen in der Musterschau genug, die meisten mit Original-Preisschild.

Das Schauspielerpaar las die Erzählung „Die Betrogene“, die Thomas Mann 1953 schrieb und in Düsseldorf ansiedelte. Moritz Führmann wurde auf den Mann-Text aufmerksam gemacht und hat ihn bereits einmal gelesen. In Nettetal las das Paar den Text zum ersten Mal gemeinsam.

Die Geschichte der Betrogenen handelt in den 1920er Jahren. Die alternde Offizierswitwe Rosalie von Tümmler, ist Mutter der 29-jährigen Tochter Anna, die von Geburt an einen Klumpfuß hat, und des weit jüngeren Sohnes Eduard, der sich aufs Abitur vorbereitet. Als der junge Amerikaner Ken Keaton als Englischlehrer ins Haus kommt, verliebt sich Rosalie schnell in ihn. Eine Blutung sieht sie als Wunder und Aufforderung der Natur. Doch dabei kündigt sich damit eine tödliche Krebserkrankung an. Thomas Mann selber bezeichnete seinen späten Text als „problematisches Produkt“. In der Rezeption wird dieses Werk nicht auf der Höhe von „Buddenbrooks“ oder „Zauberberg“ gesehen. Aber auch in diesem Text ist Manns leise Ironie überall zu spüren.

Mit rheinischem Tonfall und amerikanischen Farbtupfern machten Schudt und Führmann den Text zu einem starken Erlebnis. Langer, herzlicher Applaus für beide.

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