Nettetal Reisen für die Aussöhnung

Nettetal · Eine Nettetaler Delegation besuchte jüngst die polnische Partnerstadt Elk, um einem besonderen Ereignis beizuwohnen: Dem deutschen Schriftsteller Siegfried Lenz wurde die Ehrenbürgerschaft verliehen.

Renate Dyck ist die deutsch-polnische Aussöhnung eine Herzensangelegenheit.

Renate Dyck ist die deutsch-polnische Aussöhnung eine Herzensangelegenheit.

Foto: Busch

Europa liegt für die Nettetaler sozusagen um die Ecke: Die Niederlande jenseits der Grenze sollen durch das grenzüberschreitende Gewerbegebiet "Venete" noch näher rücken, und es gibt Bestrebungen, auch türkische Investoren zu gewinnen. Jedoch: "Geld allein genügt nicht", fasste es Jürgen Boyxen, CDU-Stadtverbandsvorsitzender, während des Neujahrsempfangs seiner Partei zusammen. "Schul- und Städtepartnerschaften sind ein geeignetes Mittel, die Menschen auf der persönlichen Ebene grenzüberschreitend näherzubringen."

Der Nettetaler Pfarrer Günter Putz im Gespräch mit Siegfried Lenz. Dem deutschen Schriftsteller wurde jüngst die Ehrenbürgerschaft der polnischen Stadt Elk verliehen. Es war Lenz' erster Besuch seiner Heimatstadt, seitdem er sie 1943 verlassen hatte.

Der Nettetaler Pfarrer Günter Putz im Gespräch mit Siegfried Lenz. Dem deutschen Schriftsteller wurde jüngst die Ehrenbürgerschaft der polnischen Stadt Elk verliehen. Es war Lenz' erster Besuch seiner Heimatstadt, seitdem er sie 1943 verlassen hatte.

Foto: Privat

Partnerschaft seit zwölf Jahren

Seit zwölf Jahren besteht die Partnerschaft der Städte Nettetal und Elk in Polen — und zeigt seither eindrucksvoll, wie die europäische Idee und die deutsch-polnische Aussöhnung gelebt werden. Eine sechsköpfige Delegation aus Nettetal war jüngst in der in den Masuren gelegenen, rund 1400 Kilometer entfernten Stadt, um einem besonderen Ereignis beizuwohnen: der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den deutschen Schriftsteller Siegfried Lenz, der 1926 in Elk geboren wurde, 1943 zur Marine ging und kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs desertierte.

Siegfried Lenz ist der erste Ehrenbürger der Stadt Elk — ein Umstand, der Renate Dyck, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Städtepartnerschaften der Stadt Nettetal und Vorstandsmitglied des Partnerschaftsvereins Elk/Nettetal, genauso beeindruckt wie die Tatsache, dass die polnische Partnerstadt eigens eine Delegation aus der Seen-Stadt zur Feierstunde mit 300 Gästen einlud und Bürgermeister Christian Wagner bat, sich in die Reihe der offiziellen Gratulanten zu stellen.

Lenz sagte im Rahmen der Feier , dass es wohl kein gastfreundlicheres Volk gebe als die Polen, was Renate Dyck bestätigt. Seit 2001 war sie des Öfteren in Elk und hat verfolgt, was sich in der 60 000-Einwohner-Stadt — auch durch vielfältige Hilfe aus Nettetal — zum Positiven verändert hat. "Es wurden wahre Entwicklungssprünge gemacht, aber nach wie vor gibt es hier und dort Armut", sagt Renate Dyck. Hungern oder frieren müsse aber inzwischen kaum noch jemand.

Trotz der positiven Entwicklung stehen die Deutschen laut Renate Dyck nach wie vor besonders in der Pflicht, die Freundschaft zu ihren östlichen Nachbarn zu pflegen: "Dabei darf man nicht schauen, was am Ende in Euro dabei rauskommt. Es geht darum, dass sich Menschen begegnen — sei es kulturell oder sportlich."

Wer von Nettetal aus helfen möchte, kann das etwa durch eine Mitgliedschaft im Partnerschaftsverein (25 Euro Jahresbeitrag) tun, durch Kleider- oder Möbelspenden, die die katholische Pfarre Breyell/Schaag/Leutherheide regelmäßig sammelt, über die Caritas, die mit der Caritas in Elk kooperiert, oder durch den Stadtsportverband, der regelmäßige sportliche Wettkämpfe mit den Partnern aus Polen organisiert. Im Juni wird es beispielsweise eine Mini-Fußball-EM geben.

(RP/rl)
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