Nettetal Preisverfall bereitet Bauern Kummer

Nettetal · Wetterkapriolen trieben den Landwirten an Schwalm, Nette und Niers 2014 Sorgenfalten auf die Stirn. Ungeachtet dessen erwirtschaftete die Raiffeisen-Warengenossenschaft Schwalm-Nette wieder ein sehr solides Ergebnis

 Neues Jahr, neue Erntevorbereitungen. In Kaldenkirchen sind die Spargelfelder bereits in Folien eingepackt worden.

Neues Jahr, neue Erntevorbereitungen. In Kaldenkirchen sind die Spargelfelder bereits in Folien eingepackt worden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das Jahr 2014 hat den Landwirten eine gute bis sehr gute Ernte eingebracht - und Nerven gekostet. Der milde Winter und das freundliche Frühjahr 2014 ließen auf den Feldern üppige Bestände heranwachsen - ehe ein nasser Sommer die Ernte zur Zitterpartie machte. Fast acht Wochen lief die Weizenernte. Von Erträgen bis zu zwölf Tonnen pro Hektar bis zum Totalausfall war alles möglich, resümierte der geschäftsführende Vorstand Bernd Wolfs bei Generalversammlung der Raiffeisen-Warengenossenschaft (RWG) Schwalm-Nette in Schaag. Auch bei Kartoffeln schwankte die Bandbreite wegen der Wetterkapriolen zwischen Top und Flop.

Am Ende stand in Deutschland eine Rekord-Getreideernte von fast 52 Millionen Tonnen. Bei Kartoffeln gab es einen Mengenzuwachs von 20 Prozent auf 11,5 Millionen Tonnen gegenüber dem schwachen Jahr 2013. Der Wermutstropfen: Das europaweite Überangebot ließ die Preise auf bis zu einen Euro pro 100 Kilo fallen. Um kostendeckend arbeiten zu können, bräuchte ein Kartoffelbetrieb zehn Euro pro 100 Kilo. Da aber die Betriebe in der Regel vor der Saison mit den Abnehmern Kontrakte zu Festpreisen abschließen, macht sich der Preisverfall nicht ganz so gravierend bemerkbar. Außerdem sind die Deutschen offensichtlich Kartoffelmuffel geworden: Der Pro-Kopf-Verbrauch sank 2014 auf 57 Kilo - 1995 waren es noch 73 Kilo. Beim Milchpreis verschlechterte sich die Erlössituation nach dem guten Jahr 2013 ebenfalls: Pro Liter erzielten die Milchbetriebe nach 41 Cent im Vorjahr nur noch 34 Cent.

Die gesunkenen Erzeugerpreise für Getreide, Kartoffeln und Milch machen sich auch bei den Umsätzen der Genossenschaft bemerkbar, erläuterte Wolfs vor rund 140 RWG-Mitgliedern. 2014 sank der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahr um rund 500 000 auf 33,4 Millionen Euro. Dennoch steht die RWG kerngesund da, wie ein beträchtlicher Eigenkapitalstock von 5,1 Millionen Euro zeigt. Der Jahresüberschuss in Höhe von 201 000 Euro wird den Rücklagen zugeführt. Als Warenrückvergütung schüttet die RWG 128 000 Euro (Vorjahr 135 000 Euro) an die aktuell 457 Mitgliedsbetriebe aus. Das entspricht einem Prozent auf das Bezugsgeschäft. Der Mengenumsatz der RWG Schwalm-Nette lag 2014 bei 145 000 Tonnen.

Die Stärke der RWG spiegelt sich in der kräftigen Investitionstätigkeit. 2014 wurde knapp eine Million Euro investiert, die Hälfte davon in den Neubau der Dülkener Verwaltung samt einer zweiten Fuhrwerkswaage. Für 2015 stehen 770 000 Euro im Investitionsplan. Allein 500 000 Euro kosten zwei neue Getreidesilos in Dülken mit je 2500 Tonnen Kapazität. Für 200 000 Euro soll eine weitere Stückgutlagerhalle in Bracht-Börholz errichtet werden.

(jo-s)
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