Umstrittenes Picknick in Nettetal Rheinisch-Bergischer Kreis erteilte Scheich eine Absage

Nettetal · Ein mehrstündiges Picknick des Emirs von Dubai mitten in einem Naturschutzgebiet sorgt in Nettetal für anhaltenden Polit-Ärger. Dabei wollte der Scheich zunächst an die Dhünntalsperre. Doch der Rheinisch-Bergische Kreis lehnte ab - und fühlt sich jetzt bestätigt.

Picknickplatz 1: An der Dhünntalsperre hätte Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum sich gerne ein paar Stündchen niedergelassen, doch der Rheinisch-Bergische Kreis lehnte mit Verweis auf die Wasserschutzzone ab.

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Muhammad bin Raschid Al Maktum ist kein Mann, dem man eine Bitte so einfach abschlägt: Der Herrscher des Emirats Dubai und Premierminister, Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate ist ein mächtiger Mann - zudem Eigentümer der drittlängsten Motoryacht der Welt (der "Dubai") und der nördlichen der beiden künstlichen Inseln "Logo Islands". Sein Vermögen wird auf etwa zwölf Milliarden US-Dollar geschätzt.

Scheich Muhammad hat 17 Kinder: acht Söhne und neun Töchter. Kein Wunder also, dass der Mann ein Fan des gepflegten Familien-Picknicks ist. Das wollte er auch vor einigen Wochen bei seinem Staatsbesuch in Nordrhein-Westfalen gerne veranstalten - am liebsten an der Dhünntalsperre im Rheinisch-Bergischen Kreis, einem besonders schönen Fleckchen Erde. Also bat die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate darum, dass Muhammad bin Raschid Al Maktum mit seinem Gefolge für drei Stunden dort picknicken dürfe.

Dummerweise liegt der von ihm ausgewählte Platz aber inmitten der so genannten Wasserschutzzone I, ist also für menschliche Aktivitäten tabu. Und das wiederum brachte für Kreisdirektor Eric Werdel diverse diplomatische Verwicklungen mit sich. "In enger Abstimmung mit dem Wupperverband und der NRW-Staatskanzlei", betonte ein Sprecher der Behörde auf Anfrage, habe man dem arabischen Gast einige andere schöne, aber deutlich unproblematischere Plätze angeboten. Doch zwecklos.

Muhammad bin Raschid al-Maktum feierte privat in Nettetal.

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Der Mann wich schließlich nach Nettetal aus und ließ sich dort gemeinsam mit 23 weiteren Personen in schweren Diplomatenwagen mit einer Polizeieskorte für etwa zwei Stunden in der unberührten Natur der Hinsbecker Schweiz nieder.

Wobei unberührt . . .? Der rund fünf mal 15 Meter große Bereich, in dem der Scheich sich zum Picknick einstellen wollte, war zuvor von Bediensteten des städtischen Bauhofs Nettetal gemäht worden. Zudem wurden weiße Pavillons aufgestellt. Nicht gerade üblich für das Gebiet im Bereich der Krickenbecker Seen. Dort sind Entenvögel, Graureiher, Haubentaucher, Rallen und Rohrsänger zu finden und Pflanzen wie Drachenwurz, Knabenkräuter, Königsfarn und Salomonssiegel - aber eher keine Vergnügungsgesellschaften. Vom Turm auf den Hinsbecker Höhen hat man einen guten Blick auf die mit Teichrosen bedeckten Seen, die von Eichen-Buchen-Wäldern, Erlenbrüchen und Wiesen umrahmt werden.

Und dazwischen die arabische Picknick-Entourage? Das brachte Nettetal bundesweit in die Schlagzeilen und sorgte im Stadtrat jetzt nachträglich für einigen Diskussionsbedarf. 37 Punkte umfasste der Fragenkatalog. Einer der Vorwürfe: Die Stadt habe den Potentaten nicht nur mit schweren Limousinen ins Naturschutzgebiet fahren lassen, sondern auch noch Flüchtlinge zum Aufbau der Pavillons herbeizitiert.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis fühlen sich jetzt alle im Nachhinein bestätigt. Für Kreisdirektor Werdels Absage an die Dhünntalsperre als Picknickplatz war mit ausschlaggebend, dass "wir ja nicht etwas gewähren können, das allen anderen aus gutem Grund verboten ist", wie sein Sprecher erläutert. In Nettetal waren die Behörden offensichtlich spendabler - und haben jetzt jede Menge Erklärungsbedarf.

(RP)