Nettetal Kaldenkirchener Pastor starb 1636 an der Pest

Nettetal · In den Sterbeverzeichnissen der Pfarrer deuten Häufungen von Todesfällen auf grassierende Krankheiten hin. Im Jahr 1636 traf die Pest das Birgittenkloster Mariafrucht in Kaldenkirchen.

 Die Rochuskapelle im Lobbericher Sassenfeld.

Die Rochuskapelle im Lobbericher Sassenfeld.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Relativ gut ist die Quellenlage für den herzoglich-jülichschen Grenzort Kaldenkirchen. Dort traf die Pest 1636 das erst vor wenigen Jahren mit landesherrlicher Unterstützung gegründete Birgittenkloster Mariafrucht. Der Prior Hilarius van Offenberck, der zugleich Pfarrer von Kaldenkirchen war, hatte am 1. März 1636 sein Amt angetreten. Bereits am 16. Juli 1636 erlag er der Seuche. Ob er sich beim Besuch von Kranken die Pest zugezogen hatte (wie der Jesuit und Bekämpfer des Hexenwahns, Friedrich Spee von Langenfeld), ist gut denkbar, aber nicht ausdrücklich belegt. Dasselbe Schicksal erlitten in fünf Wochen im September/Oktober 1636 drei weitere Ordensleute des Klosters. Die Schöffen des Ortes sprachen zwei Jahre später davon, dass „hieselbst große sterbt gewesen“ war, der übrigens der größere Teil der in Kaldenkirchen lebenden konfessionellen Minderheit der Täufer zum Opfer fiel.

Schon 1635 war der gelehrte Priester Gerhard van Huevel, Vicepastor in Venlo, an der Pest gestorben. Er hatte dem neuen Birgittenkloster seinen Bücherschatz vermacht („qui novello nostro Monasterio legavit suam bibliothecam“). Noch heute sind in der bedeutenden Klosterbibliothek in Kaldenkirchen etliche Bände vorhanden, die einen handschriftlichen Besitzvermerk des Geistlichen enthalten.

Im Nachbarort Bracht wütete die Pest ab Juli 1636, wobei keine Opferzahlen bezeugt sind. Vom geldrischen Lobberich wird gar berichtet, dass damals dort über 700 Menschen an Pest und Ruhr gestorben wären, was möglicherweise übertrieben ist.

Bei aller Quellenarmut enthalten die Sterbeverzeichnisse der Pfarrer zum Teil präzise Hinweise auf Seuchen und Epidemien. Dort auffallende Häufungen von Todesfällen in kurzer Zeit sind durchweg ein Indiz für eine grassierende Krankheit. 1677 raffte die „abscheuliche krankheit der rothen ruhr“ etliche Menschen in Kaldenkirchen dahin. Eine epidemische Kinderkrankheit scheint 1736 und 1741 gewütet zu haben. 1794 wurde Kaldenkirchen von der Diphtherie befallen. 54 Todesfälle fielen auf die Monate September/Oktober. In einem Formular bescheinigten die Schöffen von Kaldenkirchen 1795, dass dort wie in „denen umliegenden Orten reine, gesunde, und mit keiner Contagion inficirte Luft seye“.

Erst im ganz frühen 19. Jahrhundert bekämpfte man hierzulande die weit verbreiteten Pocken mit Schutzimpfungen. So berichtet die Historikerin Margret Wensky aus einer französischen Information über den Kanton Bracht, dass zwar die Mehrzahl der an den Pocken erkrankten Menschen verstorben wäre, sich seit der Einführung der Schutzimpfung im Jahre 1806 aber schon Fortschritte gezeigt hätten.

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