Nettetal Ortsgeschichte bewahren

Nettetal · Vor 55 Jahren gründete sich die Tischrunde der Heimatfreunde Leuth. Damals hatte die Beschäftigung mit der eigenen Ortsgeschichte überall Hochkonjunktur. Man gab sich strenge Regeln, um Schwätzereien zu vermeiden.

Nettetal: Ortsgeschichte bewahren
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Vor 55 Jahren gründete sich die Tischrunde der Heimatfreunde Leuth. Damals hatte die Beschäftigung mit der eigenen Ortsgeschichte überall Hochkonjunktur. Man gab sich strenge Regeln, um Schwätzereien zu vermeiden.

"Zur Vorbereitung auf die erste Sitzung der Tischrunde versammelten sich am Samstag, dem 29. Dezember 1956, im Lokale Reinhold Lenßen folgende Herren: Funken Josef, Hilgers Professor, Lenßen Heinrich, Nelihsen Franz jr., Simoneth Johann, Thelen Mathias, Thelen Paul." Mit diesem Satz beginnt die Geschichte der Heimatfreunde Leuth, die irrtümlich oft mit der des bereits in den 1930er-Jahren gegründeten Heimat- und Verkehrsvereins verwechselt wird.

In den Jahren nach dem Kriegsende besannen sich in vielen Ortschaften Menschen darauf, die eigene Geschichte zu bewahren. In Kaldenkirchen gründete sich das Tabakkollegium, in Lobberich versammelten sich heimathistorisch interessierte Menschen am "Stammtisch" um Rektor Budde. Eine gewisse wissenschaftliche Legitimation holten sich die Heimatfreunde in Professor Dr. Wilhelm Hilgers, der nach einigem Zögern der Einladung im heutigen Leuther Hof gerne gefolgt war.

Heimatverein ohne Interesse

Offiziell gründete sich die Runde, die sich erst im März 1956 den offiziellen Namen "Heimatfreunde" gab, am 5. Januar 1957 im Lokal Lommes (heutiges Haus Nonninger) neben dem Rathaus.

Zur Runde gesellte sich bei der Gelegenheit der Organist Ernst Peters, der für die Runde nun die Protokolle schrieb. Vorsitzender wurde auf Vorschlag von Prof. Hilgers Franz Nelihsen jr., der vergeblich den Heimat- und Verkehrsverein darum gebeten hatte, eine solche Tischrunde in sein Programm aufzunehmen.

Die Heimatfreunde Leuth trafen sich monatlich, dabei beschäftigten sie sich mit den örtlichen Bauernhöfen und Mühlen sowie ausführlich mit Familien(-namen). Mitglieder erhielten oder wählten sich eine Forschungsaufgabe, es wurden meist zwei bis drei sorgsam vorbereitete Referate gehalten und diskutiert.

Oft lud die Runde ältere Angehörige der ausgewählten Familien ein. Manche brachten umfangreiche Unterlagen mit, andere blieben der Tischrunde ohne Rückmeldung fern. Dem Heimat- und Verkehrsverein war nicht verborgen geblieben, dass die Tischrunde in Gang gekommen war. Sein Angebot im März 1957, sich nun dem Verein anzuschließen, schlugen die Hobbyforscher aus.

Am 2. März 1957 gab sich die Runde den Namen "Vereinigung der Heimatfreunde Leuth", sie beschloss eine Satzung und wählte einen Vorstand. Vorsitzender wurde Franz Nelihsen jr., Schriftführer Ernst Peters, Kassierer Mathias Thelen, kultureller Beirat Prof. Dr. Hilgers.

Und als ältestes Mitglied gehörte Rudolf Funken (geboren 1878) ebenfalls dem Vorstand an. Die Zahl der Mitglieder wurde nach dem Willen von Hilgers auf zwölf beschränkt. Werde der Kreis größer, könne man nicht gut arbeiten. Im Mai 1957 besuchten Vertreter des Gemeinderates Leuth die Heimatfreunde, die die Gaststätte Heinrich Dericks auf der Locht zu ihrem Stammlokal gemacht hatten.

Im Lauf der ersten Jahre gab es Exkursionen an den Niederrhein, das anfängliche Feuer ließ zu Beginn der 1960er-Jahre nach, zumal einige ältere Mitglieder starben. 1968 standen die Heimatfreunde fast vor ihrem Ende, als die Gemeinde Leuth ausgerechnet den Heimat- und Verkehrsverein beauftragte, die Ortschronik fortzuführen und heimatgeschichtliche Unterlagen zusammenzutragen.

Dazu kam es nicht. Leuth ging in Nettetal auf, der Heimat- und Verkehrsverein lebt im Verkehrs- und Verschönerungsverein fort, die Heimatfreunde öffneten sich mehr Mitgliedern und anderen Themen.

(RP)
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