Nettetal Orientierung auch in der Oberstufe

Auf dem Weg in Studium und/oder Beruf verdienen auch Oberstufenschüler mehr Aufmerksamkeit. Die Berufsorientierung und -begleitung konzentrieren sich bisher hauptsächlich auf Schüler bis zur zehnten Klasse. Doch haben die Experten von baseL und SHB-West festgestellt, dass Schüler der Oberstufe keineswegs alle konkret wissen, wohin sie nach der Schule gehen werden. Uwe Schummer MdB berichtete, dass bundesweit 1,4 Millionen junge Menschen ohne Ausbildung sind. 24 Prozent sind ehemalige Zehntklässler, die keine Ausbildung oder sie abgebrochen haben. Aber 33 Prozent sind Studienabbrecher. "Dahinter verbirgt sich ein ganz großes Potenzial, für das sich jedes Unternehmen interessieren sollte", meint Schummer.

Für Roland Schiefelbein verdienen die Oberstufenschüler sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Auch ihnen fehle vielfach die Orientierung. Häufig sei das Studium eine Verlängerung der Schulzeit, mit der bitteren Konsequenz, dass nach vier oder fünf Jahren abgebrochen werde und einfach nur noch irgendetwas beruflich gemacht werde. Henni Zink warnt davor, das enorme Potenzial dieser Menschen verpuffen zu lassen. Es sei dringend notwendig, auch hier frühzeitig in der Schule orientierende Hilfen zu installieren. Bisher scheitern solche Ansätze aber am fehlenden Geld. Schiefelbein würde gerne zwei Kräfte auf Minijob-Basis einstellen, aber dazu benötigt baseL jährlich 7000 Euro, die der Verein nicht hat.

Nettetals Bürgermeister Christian Wagner ist überzeugt von der Arbeit von baseL, die Ergebnisse sprächen für sich. Er sichert Unterstützung im Rahmen der städtischen Möglichkeiten zu. Kompensieren kann er allerdings nicht den Ausfall von jährlich 15 000 Euro, die die Agentur für Arbeit bisher gezahlt hat. Immerhin haben die Stadtwerke bereits Unterstützung angekündigt.

Der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, der baseL als "Vorzeigeprojekt für den Übergang Schule - Beruf" betrachtet, wies auf die vielfältigen Instrumentarien hin, die den Schulen und den Schülern inzwischen zur Seite gestellt werden. Die Schulsozialarbeit solle jenen Hilfebedarf abdecken, der über die Möglichkeiten der Lehrkräfte hinaus gefordert werde. Das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes könne für Nachhilfen oder auch Zuschüsse zu Klassenfahrten eingesetzt werden. Es gebe die Berufseinstiegsbegleitung und die stärkende assistierende Ausbildung. Er begrüße sehr, dass drei Jahre vor dem Ende der Schullaufbahn die Potenzialanalyse der Kinder und Jugendlichen einsetze und in überbetrieblichen Werkstätten auch Berufsfelderkundungen angeboten werden könnten.

(lp)
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